Kurzarbeitergeld nicht genug: IG Metall drängt auf Lohnzuschüsse
Archivmeldung vom 13.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie IG Metall drängt unmittelbar vor einem Krisentreffen im Kanzleramt an diesem Freitag auf zusätzliche Hilfe für Arbeitnehmer, die von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen sind.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Es kann nicht sein, dass Beschäftigte beim Bezug von Kurzarbeitergeld massive Einkommensverluste hinnehmen müssen. Kurzarbeitergeld bedeutet 60 Prozent vom Netto-Einkommen. Ein Arbeitnehmerhaushalt hat dann nach der Mietzahlung und anderen laufenden Verbindlichkeiten kaum etwas über."
Hofmann erläuterte, in der Krise 2008/2009 seien mit den Arbeitgebern Zuschüsse vereinbart, worden, sodass das Nettoentgelt der Beschäftigten einigermaßen gesichert geblieben sei. Das müsse auch jetzt wieder so geregelt werden. "Die Menschen sind schon jetzt über Corona höchst verunsichert", so der Gewerkschaftschef. Er warnte: "Kommt nun noch die Unsicherheit über das Einkommen dazu, dann wirkt dies wie ein Brandbeschleuniger für eine tiefe Rezession, der private Konsum als stabile Stütze der Konjunktur stürzt ab." Insofern sei das Hilfepaket in der Coronakrise noch nicht vollständig. "Da muss noch mehr kommen", sagte Hofmann, der an diesem Freitag mit anderen Spitzenvertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern an einem Krisengipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin teilnimmt.
Der IG-Metall-Vorsitzende berichtete: "Da, wo es nicht schon Zuschussregelungen in den Tarifverträgen gibt, reden wir mit den Arbeitgebern. Aber da höre ich im Moment noch sehr gemischte Töne. Es ist schade, dass sich hier offensichtlich einige Arbeitgeberverbände unserer gemeinsamen Verantwortung für Arbeit und Wirtschaft entziehen."
Die in Berlin und Brüssel angekündigten Investitions- und Konjunkturprogramme lobte Hofmann als "psychologisch wichtiges Signal, dass die Regierungen handeln". Er kritisierte zugleich aber auch: "Solche Maßnahmen wirken nicht unmittelbar, sondern entfalten ihre Wirkung erst im Lauf der Jahre."
Grundsätzlich hält Hofmann Investitionsprogramme aber für richtig: "Ökonomen raten uns schon seit Langem, in den nächsten zehn Jahren insgesamt 450 Milliarden Euro zusätzlich zu investieren, etwa in Infrastruktur und Bildung. Davon müsste die öffentliche Hand 140 Milliarden übernehmen. Die Bundesregierung geht also einen Schritt in die richtige Richtung, doch müsste dieser eigentlich größer sein", sagte der IG-Metall-Chef. Nach seinen Worten muss zudem geklärt werden, "wie wir Planungsverfahren in Deutschland deutlich verkürzen können".
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)