Flixbus-Chef: Werden 2017 erstmals profitabel sein
Archivmeldung vom 04.09.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDas Fernbus-Unternehmen Flixbus wird nach eigenen Angaben dieses Jahr erstmals einen Gewinn erwirtschaften. "Ja, das werden wir schaffen", sagte Flixbus-Chef und -Mitgründer André Schwämmlein der "Welt am Sonntag".
"Wir waren in Deutschland bereits im vergangenen Jahr in den schwarzen Zahlen und werden dieses Ziel für das Gesamtunternehmen dieses Jahr erreichen." 2017 werde man wie angepeilt 40 Millionen Fahrgäste befördern. "Wir werden spätestens im kommenden Frühjahr insgesamt 100 Millionen Menschen befördert haben", sagte Schwämmlein.
"Ich würde nicht ausschließen, dass wir diese Zahl irgendwann pro Jahr erreichen." Der Wachstumskurs der vergangenen Jahre werde auch in Deutschland fortgesetzt. "Wir wachsen in Deutschland immer noch sehr stark und glauben, dass dieser Markt noch nicht ausgereizt ist", sagte der Flixbus-Chef. In den Sommermonaten seien 2017 zwanzig Prozent mehr Fahrgäste transportiert worden als im Vorjahr. "Wir wollen auch 2018 unser Angebot noch einmal deutlich ausweiten." Trotz der Erfolge will Flixbus derzeit nicht an die Börse.
"Ein Börsengang ist für uns derzeit kein Thema", sagte Schwämmlein. "Wir sind als Gründer noch im Alltagsgeschäft aktiv. Das ist unser Unternehmen und wir haben es nicht aufgebaut, um es abzugeben." Der Flixbus-Chef geht nicht davon aus, dass dem Unternehmen auf dem Fernbusmarkt noch einmal ein Konkurrent gefährlich werden kann. "Wir werden immer wieder Wettbewerber sehen, die kommen und gehen", sagte Schwämmlein.
"Aber ich gehe nicht davon aus, dass es noch mal jemandem gelingt, ein Netz unserer Größe und Abdeckung aufzubauen. Wir haben eine sehr loyale Kundenbasis." Flixbus hat derzeit einen Marktanteil von über 90 Prozent. Die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin werde keine Auswirkungen auf den Fernbusmarkt haben. "Ich glaube, die Passagierkapazität wird erhalten bleiben und von anderen Airlines bedient werden", sagte Schwämmlein. "Ob die Flugtickets dann fünf Prozent mehr kosten, ändert im Fernbusmarkt nichts." Schwämmlein sieht das Flixbus-Geschäftsmodell auch durch die aktuelle Diesel-Debatte nicht gefährdet.
"Wir sehen uns als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems", sagte er der Zeitung. Die CO2-Bilanz der Busse sei besser als die der Bahn. "Wir haben eine sehr junge Flotte, bei uns ist die Abgasnorm Euro 6 Standard", sagte Schwämmlein. "Wer heute einen Bus aus der Innenstadt verbannt, hat morgen 20 Autos, die zum Busbahnhof an den Stadtrand fahren." Die Kunden von Flixbus müssen sich schon bald auf Neuerungen einstellen. Künftig werden besonders begehrte Sitzplätze in den Bussen teurer sein als andere.
"Natürlich werden die Plätze oben vorn im Doppeldeckerbus mehr kosten als ein Platz in der Mitte am Gang", sagte Schwämmlein. Das Unternehmen hat angekündigt, Sitzplatzreservierungen gegen Gebühr einzuführen. Auch reine Geschäftsreisenden-Busse seien in Zukunft denkbar, die über zusätzliche Tische verfügen. "Wir diskutieren das", sagte Schwämmlein. "Irgendwann wird der Moment kommen, das auszuprobieren - allerdings sicher noch nicht im nächsten Jahr."
Denkbar seien solche Angebote nur auf Strecken wie der Verbindung zwischen München und Zürich, wo die Busse schneller seien als die Bahn. Obwohl sich die Mobilität in den nächsten Jahren "dramatisch verändern" werde, glaubt der Flixbus-Mitgründer nicht an autonome Busse. "Ich glaube, wir haben mit unseren Daten, unserer Technologie und unserer Kundenbasis eine Chance, in zwanzig Jahren eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Mobilität zu spielen", sagte er.
"Ich glaube aber nicht, dass sich unser Geschäftsmodell fundamental verändern wird, wir werden auch dann noch einen Fahrer im Bus haben, der das Steuer bedienen kann." Zwar sei ein autonomer Bus sicher irgendwann möglich, trotzdem werde man nicht auf den Fahrer verzichten wollen. "Man kann das am Flugzeug sehen: Im Prinzip kann das allein starten, fliegen und landen.", sagte Schwämmlein. Er würde dennoch nicht ein Flugzeug ohne Pilot einsteigen. "Und ich würde mich auch nicht in einen autonomen Fernbu! s ohne k ompetenten Fahrer hinter dem Steuer setzen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur