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Verdi wirft Netto sittenwidrige Löhne vor

Archivmeldung vom 16.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Lebensmittel-Discounter Netto sittenwidrige Stundenlöhne von 5,50 Euro vor. Und den Jobcentern, dass sie "Arbeitslose zwingen, solche Stellen anzunehmen", so Liselotte Hinz, Verdi-Landeschefin für den Handel, zur WAZ-Gruppe.

Ein Arbeitsvertrag der Netto-Niederlassung Bottrop, der der WAZ vorliegt, weist einen Stundenlohn von 5,50 Euro aus, zuzüglich einem Euro an Zulagen, mit denen alle weiteren Ansprüche, etwa auf Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, abgegolten sind. Verdi lässt als Stundenlohn aber nur die 5,50 Euro gelten, weil die Zulagen auch bei den tariflich Beschäftigten gesondert und nicht auf den Grundlohn gerechnet würden. Im vorliegenden Fall, laut Verdi nur einer von vielen, sei der Hartz-IV-Empfänger vom Jobcenter unter Androhung von Sanktionen aufgefordert worden, einen 325-Euro-Job bei Netto anzunehmen. Dafür müsse er 50 Stunden im Monat arbeiten. Verdi wirft der Edeka-Tochter Netto vor, damit den Tarif gezielt zu unterlaufen. Laut Folkert Küpers, Discount-Experte bei Verdi NRW, sind mittlerweile von den bundesweit 72 000 Netto-Mitarbeitern 30 000 geringfügig beschäftigt. Netto kommentierte diese Zahlen nicht, teilte aber schriftlich mit, "die Löhne des größten Teils unserer Mitarbeiter" würden "auf bzw. über Tarifniveau" liegen. Vor zwei Jahren wurde Kik vom Landesarbeitsgericht Hamm bescheinigt, mit 5,20 Euro einen sittenwidrigen Lohn gezahlt zu haben. Für die Jobcenter gelten Löhne als sittenwidrig, wenn sie 30 Prozent oder mehr unter Tarif liegen.Geht man wie Netto von 6,50 Euro aus, wird diese Grenze gerade noch eingehalten. Der Grundlohn von 5,50 Euro liegt dagegen fast 40 Prozent unter dem niedrigsten Tarif. "Die Arbeitsagentur vermittelt in Stellen mit sittenwidrigen Löhnen - bis ein Sozialgericht dies stoppt", sagt Küpers. Die Landesarbeitsagentur betonte, die Sachbearbeiter würden jeden Lohn auf seine Sittenwidrigkeit prüfen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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