Bundesfinanzhof kritisiert Steueränderungen der großen Koalition
Archivmeldung vom 06.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bundesfinanzhof (BFH) hat die kürzlich von der großen Koalition beschlossenen Steueränderungen kritisiert. Die Möglichkeit, Handwerkerrechnungen besser von der Steuer abzusetzen als früher, werde Probleme machen, sagte BFH-Präsident Wolfgang Spindler dem Tagesspiegel.
"Diese Regelungen sind
gut gemeint, aber führen immer zu einer Vielzahl von Prozessen",
warnte Spindler mit Blick auf die oft schwierigen Detailfragen. Auch
dass Steuerberaterkosten jetzt nur noch eingeschränkt steuerlich
absetzbar sind, findet Spindler problematisch. "Das Recht ist
kompliziert, und der einzelne Steuerpflichtige kann sich dem nicht
entziehen", gab der Jurist zu bedenken. "Dann muss man ihm aber
wenigstens die Möglichkeit geben, die mit der Beratung verbundenen
Kosten von der Steuer abzusetzen".
Spindler warnte vor einem weiteren Vertrauensverlust der
Steuerzahler. Wenn der Gesetzgeber bereits getroffene Investitionen
durch Steueränderungen entwerte und so das Vertrauen der Steuerbürger
enttäusche, "fördert er die Staatsverdrossenheit", sagte der Jurist.
"Die Leute glauben, Steuerhinterziehung sei eine legitime
Selbsthilfe." Spindler kritisierte auch die Überfrachtung des
Steuerrechts mit politischen Zielen. "Wenn der Gesetzgeber bestimmte
Gruppen fördern möchte, dann soll er diese Subventionen im
Zulagenrecht offen ausweisen", forderte der Jurist. Alles andere
würde das Steuerrecht überfordern und verkomplizieren.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel