Bundeswehr, Politik und Mittelständler müssen stärker kooperieren
Archivmeldung vom 24.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Zusammenarbeit zwischen mittelständischer Wirtschaft und der Reserve, die Auswirkungen der Pandemie auf die europäische Verteidigungspolitik sowie die Beschaffung standen im Mittelpunkt der heutigen Sitzung der Kommission Bundeswehr und Mittelstand des BVMW. Als Gastreferent nahm Prof. Dr. Patrick Sensburg, MdB, Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, teil.
Zu den Ergebnissen erklärt der Kommissionsvorsitzende Ferdinand Munk, Geschäftsführer Günzburger Steigtechnik GmbH: "Unsere Streitkräfte greifen verstärkt auf Reservistinnen und Reservisten zurück, die in ihrer großen Mehrheit eine zivile Berufstätigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen ausüben. Um die Bereitschaft der Betriebe zu steigern, häufiger Reservistendienstleitungen zu ermöglichen, ist eine intensivere Kooperation zwischen Bundeswehr, Politik und Mittelständlern erforderlich.
Ein wichtiger erster Schritt wäre es, die Hürden für die Teilnahme an Ausschreibungen der Bundeswehr spürbar abzusenken. Eine solche Entbürokratisierung von Vergabeverfahren wäre auch im Interesse des Staates, denn Mittelständler können nicht nur wesentlich schneller und flexibler auf die Wünsche ihrer Kunden reagieren, sie bieten Produkte fristgerecht und günstiger als Konzerne an.
Bei Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr sind militärische Kooperationen insbesondere bei der Entwicklung von Waffensystemen sinnvoll. Wichtig ist dem Mittelstand, dass sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen, technologische Entwicklungen gemeinsam gestalten und die Kosten zu gleichen Teilen tragen. Keinesfalls darf die Politik von der Wirtschaft abgekoppelte und scheinbar unabgestimmte internationale Angebote zur Zusammenarbeit unterbreiten. Gerade in der Frühphase von wichtigen Projekten wie der Einführung eines neuen Luftkampfsystems "Future Combat Air System" (FCAS) und dem Hauptkampfsystem Land "Main Ground Combat System" (MGCS) werden die Grundlagen für die Wertschöpfung der Zukunft gelegt. Beide deutsch-französischen Rüstungsprojekte lassen eine enge Abstimmung mit der heimischen Verteidigungswirtschaft vermissen, um möglichst viel Fertigungstiefe in Deutschland zu halten.
Wir als Mittelständler warnen daher schon jetzt vor einer Verlagerung deutscher Schlüsseltechnologien in das Ausland. Während mittelständische Unternehmer den Fortbestand ihrer Betriebe für kommende Generationen im Blick haben, sind Manager häufiger an schnellen Abschlüssen ihrer Konzerne interessiert und in dieser Frage eher bereit, Kompromisse einzugehen, wenn es dem Ziel kurzfristiger Erfolge dient.
Die Dringlichkeit, vitale nationale Interessen in aktuellen Kooperationsverhandlungen zu artikulieren, ist in der aktuellen Pandemie noch um ein Vielfaches höher, denn die Krise macht gemeinsame Entwicklung und Beschaffung komplexer. Hinzu kommt, dass Projekte wie das Nachfolgemodell des Tornados FCAS und des Kampfpanzers Leopard 2 MGCS mehrere Jahrzehnte Laufzeit haben. Dies bedeutet im Klartext, dass in der Folge notwendige technische Weiterentwicklungen auf Basis der einmal getroffenen Vereinbarungen geregelt und Wertschöpfungsaktivitäten festgeschrieben sind."
Quelle: BVMW (ots)