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Bundeskartellamt rügt Lufthansa

Archivmeldung vom 28.12.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.12.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Marlies Schwarzin / pixelio.de
Bild: Marlies Schwarzin / pixelio.de

Im Streit um möglicherweise überhöhte Ticketpreise tadelt das Bundeskartellamt die Lufthansa. Die Argumentation der deutschen Fluglinie, sie habe das Tarifsystem nicht verändert, sondern das computerbasierte Preissystem habe diese automatisch angeglichen, sei nicht stichhaltig. "Solche Algorithmen werden ja nicht im Himmel vom lieben Gott geschrieben", sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, der "Süddeutschen Zeitung". Unternehmen könnten "sich nicht hinter Algorithmen verstecken".

Die Wettbewerbsbehörde hatte Ende November angekündigt, dass sie die stark gestiegenen Ticketpreise für Inlandsflüge untersuchen wird. Es habe viele Beschwerden gegeben, sagte Mundt.

Nach dem Aus von Air Berlin, dem bislang in Deutschland wichtigsten Lufthansa-Konkurrenten, waren die Tarife teilweise deutlich gestiegen, um bis zu 30 Prozent, sagen Experten. Lufthansa begründete den jüngsten Preisanstieg mit der erhöhten Nachfrage bei gleichzeitig reduziertem Angebot. Nach der Insolvenz von Air Berlin mussten zahlreiche Maschinen am Boden bleiben. Lufthansa ist seitdem auf vielen Strecken als einziger Anbieter unterwegs und verzeichnet eine deutlich höhere Auslastung ihrer Flugzeuge. Teilweise werden mehr Verbindungen angeboten und größere Maschinen eingesetzt, etwa der Jumbojet 747 zwischen Berlin und Frankfurt. Das Kartellamt prüfe nun, ob eine Preisschwelle übertreten worden sei, ab der Lufthansa ihre neue Macht missbraucht und die Preise unangemessen heraufgesetzt habe, sagte Mundt, und gab zu bedenken: "Ich habe jedenfalls noch nie einen Markt gesehen, auf dem es keinen Wettbewerb gibt, aber die Preise niedrig sind und die Innovationen groß." Er kenne aber "mannigfaltig Fälle, bei denen die Preise explodiert sind, nachdem es keine Konkurrenz mehr gab".

Lufthansa hatte auch angeführt, dass die eigene Billigtochter Eurowings zusätzlich Strecken bedienen werde, was zu sinkenden Preisen führe. "Wie ernst wollen Sie das nehmen? Das wäre doch das erste Mal, dass sich ein Konzern selbst echte Konkurrenz macht", sagte Mundt dazu.

Den Vorwurf eines möglichen Monopols weist Lufthansa zurück. Mehr Wettbewerb ist indes in Sicht: Von Januar an nimmt die britische Billigairline Easyjet innerdeutsche Flüge auf, zwischen Berlin und München, Düsseldorf, Stuttgart sowie Frankfurt. Schon jetzt sind Einfach-Flüge unter 50 Euro buchbar. Easyjet hat Air-Berlin-Maschinen gekauft. Auch Lufthansa übernahm Teile von Air Berlin. Der Kauf der Tochterfirma Niki wurde aber abgesagt, die Ferienfluglinie meldete daraufhin Insolvenz an. Die EU-Kommission wollte strenge Auflagen machen. "Wir unterstützen die Kommission zu hundert Prozent bei dieser Entscheidung, die wir richtig finden", sagte Mundt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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