Postbank-Verkauf: Deutsche Bank zahlt hohen Preis
Archivmeldung vom 12.09.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Genehmigung des Deutsche-Post-Vorstands zum Verkauf der Postbank ist eigentlich nur noch eine Formalität. Experten rechnen nicht damit, dass die Deutsche Bank oder die Post noch einen Rückzieher machen. Für die Deutsche Post lohnt sich das Geschäft allemal – die Deutsche Bank zahlt offenbar einen überraschend hohen Preis.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Post entscheidet in Bonn über den Verkauf ihrer Postbank. Es wird erwartet, dass der Aufsichtsrat den Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank absegnet. Die Deutsche Bank will in einem ersten Schritt 29,75 Prozent an der Postbank übernehmen. Der Erlös werde bei "mehr als 2,5 Milliarden Euro" liegen, hieß es aus informierten Kreisen. Vereinbart sei ein Geschäft in zwei Stufen. Die Deutsche Bank habe für die nächsten Jahre ein Vorkaufsrecht auf die restlichen Anteile der Post. Der Mutterkonzern hält 50 Prozent plus eine Aktie. Die Marke Postbank solle erhalten bleiben, hieß es.
Nach einem Bericht des Nachrichtenportals "Welt Online" haben sich Deutsche Bank und Post auf einen überraschend hohen Preis geeinigt. Die Frankfurter wollten etwas mehr als 55 Euro pro Postbank-Aktie zahlen, hieß es unter Berufung auf Finanzkreise. Das entspreche einem Gesamtpreis von rund 2,7 Milliarden Euro für die 29,75 Prozent. Die gesamte Postbank werde damit mit etwas mehr als neun Milliarden Euro bewertet, was einer Prämie von rund 27 Prozent zum Schlusskurs vom vergangenen Freitag entspreche, dem letzten Handelstag vor den erneuten Gerüchten um einen möglichen Postbank-Verkauf.
Größte Privatkundenbank Deutschlands
Die Postbank ist mit ihren zuletzt 14,6 Millionen Kunden die größte Privatkundenbank in Deutschland. Das Zusammengehen von Postbank und Deutscher Bank wäre das zweite Milliardengeschäft in der deutschen Bankenbranche binnen kürzester Zeit. Vor gerade einmal zwei Wochen hatte die Commerzbank den Kauf der Dresdner Bank von dem Versicherungskonzern Allianz vereinbart.
Als weiterer Bewerber hat sich die spanische Bank Santander offiziell bei der Börsenaufsicht in Madrid gemeldet. Santander bietet an, die komplette Beteiligung der Post zu übernehmen und den freien Aktionären ein Angebot zu machen. Postchef Frank Appel habe aber die Deutsche Bank favorisiert, weil er sich spätere Kursgewinne für den verbleibenden Anteil an der Postbank erhoffe. Angesichts des gesunkenen Börsenwerts soll die Post zwischenzeitlich auch erwogen haben, die Postbank zu behalten. Ursprünglich war ein Verkaufserlös von mindestens zehn Milliarden Euro angepeilt worden.