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DIW-Präsident mahnt EZB zu Zinssenkung

Archivmeldung vom 07.03.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.03.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Marcel Fratzscher (2023)
Marcel Fratzscher (2023)

Bild: Eigenes Werk /SB

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält es bei der Sitzung der EZB am Donnerstag für angezeigt, die Leitzinsen zu senken. "Wir dürfen nicht vergessen: Geldpolitik wirkt mit einer großen Verzögerung", sagte Fratzscher der Mediengruppe Bayern.

"Wenn die EZB heute die Zinsen senken würde, dann würde es vermutlich eineinhalb bis zwei Jahre dauern, bis sich der volle Effekt dieses Schrittes auf die wirtschaftlichen Aktivitäten und die Preise zeigt." Die Frankfurter Währungshüter sollten "nicht wieder den Fehler machen wie vor zwei Jahren, wo sie nach Corona und dem Beginn des Krieges in der Ukraine zu lange gewartet haben, bei den Zinsen zu reagieren", so der Ökonom: "Das müssen sie nun vermeiden. Der zentrale Begriff lautet Symmetrie." 

"Die Inflation ist nie gebändigt. Dasselbe gilt allerdings auch für die Gefahr einer Deflation", warnte Fratzscher und wies darauf hin, dass "die Teuerung schädlich ist, aber auch fallende Preise mindestens ebenso große Risiken mit sich bringen, wenn nicht sogar mehr". Die Zentralbank aber könne die Deflation schlechter bekämpfen als die Inflation. Er sage daher: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Teuerung in den nächsten drei bis fünf Jahren zu gering sein wird, ist mindestens ebenso groß, wenn nicht größer, wie die, dass sie zu hoch sein wird. Daher muss die EZB das eine wie das andere Risiko bedenken und sollte daher jetzt die Leitzinsen senken." In der Wirtschaftskrise müsse auch der Faktor Psychologie berücksichtigt werden, sagte der Forscher: "Die Wirtschaft ist zu 80 Prozent Psychologie." 

Um der Konjunktur wieder Beine zu machen, sei es "entscheidend, den verbreiteten Pessimismus loszuwerden". Selten habe es eine schlechtere Stimmung in der Wirtschaft sowie bei den Bürgern gegeben als derzeit. "Eine solche mentale Depression ist Gift für die Wirtschaft, ohne Vertrauen und Stabilität als Grundlage kann es keine wirtschaftliche Erholung geben", sagte Fratzscher. Solange es daran fehle, werde die deutsche Wirtschaft schwächeln.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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