41.350 offene Stellen für Informatiker
Archivmeldung vom 11.06.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Rolle des IT-Standortes Deutschland ist stark gefährdet, denn es fehlen IT-Fachkräfte. So lautet das besorgniserregende Ergebnis einer Umfrage unter IT-Experten des VDI mit dem Titel: "Wie schaffen wir die Digitale Transformation?" "Die derzeitige Verfügbarkeit von IT-Fachkräften in Deutschland wird von 46 Prozent der Befragten als äußerst schlecht eingeschätzt", so Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft beim VDI auf der CeBIT in Hannover.
67,5 Prozent der Befragten machen die niedrige Zahl der Bewerber als hauptverantwortlich für diese dramatische Situation aus. 30,5 Prozent geben an, dass die Bewerbungen nicht passend seien. Nur 18,9 Prozent sprechen von schlechter Qualifikation der Bewerber. "Dabei spüren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die mangelnde Bewerberlage wesentlich stärker als Großunternehmen. 78,9 Prozent der KMU geben an, zu wenig Bewerbungen zu erhalten. Bei den Großunternehmen sind es "nur" 64,6 Prozent", so Westerkamp weiter.
Der Vergleich mit den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigt ein ähnliches Bild. Aktuell liegt die sogenannte Engpassrelation, das heißt das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen, bei den Informatikern bei 5,3. Westerkamp dazu: "Das ist nach 2016 mit 2,7 und 2017 mit 3,5 eine massive Verschlechterung. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich zu. Auf einen arbeitslos gemeldeten Informatiker kommen durchschnittlich 5,3 offene Stellen. Im 1. Quartal 2018 gab es im Monatsdurchschnitt 41.350 offene Stellen in den Informatikberufen. Am meisten gesucht werden Softwareentwickler und IT-Sicherheitsexperten."
50,5 Prozent der Befragten geben an, dass die Engpasssituation dazu führt, dass notwendige Arbeiten nach außen gegeben werden. Westerkamp sieht darin ein Problem: "Wichtiges Know-how wird damit ausgegliedert und wird im eigenen Unternehmen nicht aufgebaut. Immerhin wird an zweiter Stelle mit 45 Prozent geäußert, dass die eigenen Mitarbeiter weitergebildet werden - das ist gut. Kritisch ist auch, dass 28 Prozent angeben, anstehende Investitionen und Projekte zeitlich zu verschieben oder zu strecken. Das bedeutet einen Geschwindigkeitsverlust, der besonders hohe Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt hat. Dies betrifft insbesondere KMU."
Bei den IT-Trends steht der Umfrage zufolge die Künstliche Intelligenz (KI) mit 56 Prozent der Nennungen ganz oben. "Sie hat sich von 0 auf 100 an die Spitze gesetzt", so Westerkamp. Nachdem Daten inzwischen in ganz anderer Qualität zu Verfügung stünden, gehe es jetzt darum, diese Daten so auszuwerten, dass damit neue Lösungen und Potentiale erschlossen werden könnten, unter anderem hochautomatisierte bzw. autonome Systeme. Westerkamp: "KI ist dafür eine entscheidende Grundlage und wird die Digitale Transformation maßgeblich voran bringen."
Die Umfrageergebnisse zeigen darüber hinaus auf, dass in Deutschland bei der Einführung digitaler Geschäftsmodelle Nachholbedarf existiert. Die gute Nachricht: Immerhin 28,5 Prozent sagen, dass ihr Unternehmen bereits neue Geschäftsmodelle eingeführt hat, im letzten Jahr waren dies erst 20 Prozent.
Nach wie vor groß ist die Unsicherheit beim Thema IT-Sicherheit. Heiko Adamczyk vom Industrial-Security-Spezialisten Koramis: "Auf die Frage, ob das jeweilige Unternehmen IT-seitig bereits angegriffen worden sei, zeigt sich ein vielseitiges aber ausgeglichenes Bild. "Ja", "nein", bin mir unsicher", und "keine Angabe" teilen sich den Kuchen". Viele Unternehmen würden im Dunkeln tappen, wüssten wenig oder nichts von einem erfolgreichen Angriff, oder befürchteten einen Imageverlust. "Nur gegen bekannte Angriffe kann ein Gegenmittel entworfen und erfolgreich bei jedem Unternehmen eingesetzt werden. Ausgeprägte unternehmensseitige Transparenz ist hier das entscheidende Kriterium", so Adamczyk.
Angst haben die Befragten und ihre Unternehmen offensichtlich auch davor, dass die Digitalisierung und eine zunehmende, softwaregetriebene Funktionalität das Risiko steigen lässt. Adamczyk zufolge ist diese Angst gut begründet: "Digitalisierung heißt viel Software, viel Komplexität und viel globale Agilität, die beherrscht werden müssen. Deshalb muss IT-Sicherheit integraler Bestandteil des gesamten Wertschöpfungsprozesses eines Unternehmens sein. Sie ist Chefsache und kann nicht ausschließlich bei der IT-Abteilung abgeladen werden, auch wenn 64 Prozent der Befragten das so sehen."
78 Prozent der Unternehmen sehen das Thema Sensibilisierung richtigerweise als einen entscheidenden Hebel um die IT-Sicherheit zu steigern. Auf Platz zwei folgt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Adamczyk zufolge eine richtige Einschätzung wenn bekannt sei, welches Risiko überhaupt bestehe und was eigentlich geschützt werden müsse. "IT-Sicherheit ist ein Prozess und keine technische Maßnahme wie etwa eine Firewall." IT-Sicherheit benötige einen Plan, der sich aus bestehenden technischen Regeln ablesen lasse. Es sei daher verwunderlich, dass die Anwendung von Richtlinien und Normen auf einem der unteren Plätze zu finden sei. Adamczyk: "Normen im Bereich IT-Sicherheit bilden anerkannte Regeln und Erfahrungen ab. Sie sind eine echte Hilfe und sollten angewendet werden."
Die vollständige Pressekonferenz finden Sie auf www.youtube.com/meinVDI
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Quelle: VDI Verein Deutscher Ingenieure (ots)