DIW-Chef Fratzscher warnt vor Risiken für die rasche Erholung der Konjunktur
Archivmeldung vom 30.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts des dramatischen Wirtschaftseinbruchs durch die Coronakrise warnt Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, vor zu großem Optimismus hinsichtlich einer Erholung der Konjunktur. "Die Risiken für die deutsche Wirtschaft sind nach wie vor enorm, wir haben die Krise noch lange nicht überwunden", schreibt Fratzscher in einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel".
Zwar sähen viele die Entwicklung der letzten Wochen und Monate optimistisch und seien überzeugt, dass sich die deutsche Wirtschaft schnell erholen werde. "Diese vermeintlich rapide wirtschaftliche Erholung könnte sich jedoch als eine gefährliche Illusion erweisen", warnt der Ökonom. Denn es dürfte "unwahrscheinlich sein, dass die deutsche Wirtschaft nun in jedem Quartal um drei Prozent wächst und die Wirtschaftsleistung bereits Mitte 2021 wieder das Vorkrisenniveau" erreicht.
Konkret sieht Fratzscher "vier große Risiken, die den Zug der wirtschaftlichen Erholung zum Entgleisen bringen könnten". Zunächst sei das eine zweite Ansteckungswelle, die die Gesellschaft erneut zu Maßnahmen zwingen würde, die die Verbreitung des Virus eindämmen und zu erneuten Beschränkungen für Unternehmen und Beschäftigte führen könnte.
Das zweite Risiko sei die drohende Welle von Unternehmensinsolvenzen, die Deutschland im Herbst erfassen und die Zahl der Arbeitslosen nach oben schnellen lassen könnte. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit werde die Einkommen reduzieren und den privaten Konsum schwächen. Zudem warnt Fratzscher vor einer Schwächung der Banken, die bei hoher Zahl von Unternehmensinsolvenzen faule Kredite in den Bilanzen abschreiben müssten und Banken dazu zwingen könnte, auch Kredite an gesunde Unternehmen zurückzufahren und damit auch deren Leben zu erschweren. Das vierte Risiko sei der Welthandel und dessen unkalkulierbare Entwicklung dessen Einfluss auf die Exportnation Deutschland.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)