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Droht Fujitsu Siemens das Aus?

Archivmeldung vom 11.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Siemens will sich offenbar nicht mehr an der gemeinsamen Tochter Fujitsu Siemens beteiligen. Der Konzern verhandelt Branchenkreisen zufolge über die Zukunft des PC-Herstellers.

Siemens werde den Vertrag mit Fujitsu vorsorglich bis zum Herbst kündigen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag. Was dann mit Fujitsu Siemens Computers (FSC) geschehe, sei offen. Die Unternehmen wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Die beiden Partner müssen sich ihre je 50-prozentigen Anteile zuerst gegenseitig anbieten. Erst nach einer Ablehnung ist ein Verkauf an Dritte möglich. Denkbar sei auch, dass einer der beiden Partner alle Anteile zunächst bei sich bündelt, um FSC als Ganzes weiterverkaufen zu können.

Den Kreisen zufolge sind Manager des Münchner Unternehmens bereits zu entsprechenden Gesprächen nach Japan gereist. Die Verhandlungen dürften sich aber noch Monate hinziehen. Fujitsu habe aber kein Interesse daran, den FSC-Anteil zu übernehmen, hieß es aus japanischen Kreisen. „Falls sich Siemens zurückzieht, wird Fujitsu aller Wahrscheinlichkeit nach deren Anteil im derzeitigen Marktumfeld nicht übernehmen. Die Marke Fujitsu allein trägt das Geschäft in Europa nicht, wo der Erfolg von billigen Modellen zu einem harten Preiskampf geführt hat“, sagte ein Insider.

Löscher gegen Bischoff

Siemens-Chef Peter Löscher hat sich seit seinem Amtsantritt wiederholt unzufrieden über die Rendite des größten europäischen Computerherstellers geäußert. Dadurch war es auch zu Spannungen mit FSC-Chef Bernd Bischoff gekommen. Der Joint-Venture-Vertrag über FSC läuft im September 2009 aus. Um auszusteigen, müssen Siemens oder Fujitsu den Kontrakt ein Jahr zuvor kündigen, sonst verlängert sich die Kooperation automatisch um fünf Jahre.

Siemens trennt sich derzeit von Randbereichen und zählt FSC nicht mehr zum Kerngeschäft. Der margenschwache Computerbauer leidet nach Ansicht der Konzernspitze unter seiner vorrangigen Ausrichtung auf den europäischen Markt und sollte besser global aufgestellt sein. Vor allem in Asien und Nordamerika vertreibt Fujitsu Computer aus eigener Fertigung und unter eigenem Namen.

Siemens hatte Fujitsu 1999 ins Boot geholt, um die Nachteile seines regional begrenzten Geschäfts durch die Kooperation mit einem internationalen Akteur zu mildern, gemeinsam einzukaufen und gemeinsam Produkte zu entwickeln. Siemens brachte damals das Computer-Hardware-Geschäft von Siemens Nixdorf ein. Später übernahm FSC auch die Rechnerwartungssparte von Siemens.

FSC beschäftigt rund 10 500 Mitarbeiter, davon 6200 in Deutschland. Die größten Standorte sind Augsburg, das thüringische Sömmerda und München. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Gemeinschaftsfirma bei einem Umsatz von 6,6 Milliarden Euro einen Gewinn vor Steuern von 105 Millionen Euro.

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