Geldtransport-Branche arbeitet ohne behördliche Erlaubnis
Archivmeldung vom 15.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Vielzahl privater Werttransportunternehmen, darunter die wegen Betrugsverdachts in die Schlagzeilen geratene Heros arbeitet seit Jahren ohne Erlaubnis, die das Kreditwesengesetz eigentlich vorsieht, berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin [plusminus in seiner neuen Ausgabe. Die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sei aber nicht eingeschritten, da die Bargeldversorgung der Bundesrepublik gefährdet sei, so die Behörde gegenüber [plusminus.
Im zunehmend privatisierten Geldent- und Geldversorgunsgewerbe
holen Werttransporter Gelder bei ihren Kunden ab, zählen sie in
eigenen Cash-Centern und schreiben die Summen auf Konten ihrer
Kunden, die sie bei der Deutschen Bundesbank führen, gut. Da private
Geld- und Werttransportunternehmen häufig Gelder verschiedener Kunden
auf eigenen Firmenkonten zusammenfassen, bevor sie sie dem jeweiligen
Kunden gutschreiben, brauchen sie nach dem Kreditwesengesetz (§ 1
Abs. 1a Satz 2 Nr.6 KWG in Verbindung mit §32 KWG) eine Erlaubnis der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Doch:
"Geldeingang beim Cash-Center, Geldverarbeitung und Überweisung an
den Kunden auf das Konto der Bundesbank werden bisher von keiner
staatlichen Stelle kontrolliert", kritisiert Henryk Konhäuser von der
privaten Sicherheitsberatung ascopert GmbH.
Der Gesetzgeber hatte solche Finanztransfergeschäfte unter die
Aufsicht der Bundesanstalt gestellt, "um hierdurch immanente
Geldwäscherisiken des Finanztransfergeschäfts zu minimieren", so ein
BaFin-Schreiben vom 4. Mai 2000 an alle Werttransportunternehmen. Da
die Branche die strengen Voraussetzungen zur Vergabe von Erlaubnissen
laut BaFin fast durchweg nicht erfüllt, habe man vor einigen Monaten
erkannt, dass man "mehr oder weniger der gesamten Branche auf einen
Schlag die Erlaubnis (hätte) verweigern müssen. Es stand zu
befürchten, dass die Bargeldversorgung hätte beeinträchtigt werden
können", so die BaFin gegenüber [plusminus.
Mit der Erteilung von Erlaubnissen hätte die BaFin auch die
Aufsicht über das private Werttransportgewerbe gehabt und hätte
demnach deren Bücher prüfen müssen. Möglicherweise wären die
mutmaßlich kriminellen Vorgängen bei der Geld- und Werttransportfirma
Nordcash, einem Unternehmen der Heros-Gruppe, auf einen Blick
aufgeflogen. Denn die Masche sei anhand von Buchungsbelegen, die dem
Magazin vorliegen, leicht erkennbar, so [plusminus.
Erst im Februar dieses Jahres waren 25 Heros-Firmen und
Privatwohnungen durchsucht worden. Leitende Heros-Mitarbeiter stehen
in dem Verdacht, 350 Mio. Euro an Kundengeldern veruntreut zu haben.
Quelle: Pressemitteilung ARD-Wirtschaftsmagazin [plusminus Ausgabe am Dienstag, 16.05. (21.50 Uhr im Ersten)