TK-Chef nennt Gewinne der Pharmaindustrie "obszön"
Der Chef der Technischer Krankenkasse (TK), Jens Baas, attackiert die Pharmaindustrie. "Gewinne von 30 oder 40 Prozent sind obszön", sagte der TK-Vorstandsvorsitzende dem Finanzmagazin "Focus Money".
"Wir haben hier Therapiekosten, die im fünf- bis sechsstelligen Bereich
beginnen und in den siebenstelligen Bereich gehen". Die Gewinnspannen
seien "teils extrem". Kranke Menschen seien aber auf die Medikamente
angewiesen, sagte Baas: "Es geht hier um lebenswichtige Medikamente, die
über ein Solidarsystem finanziert werden. Da dürfen sich die Preise
nicht wie etwa bei Luxusartikeln nur nach Angebot und Nachfrage
richten."
Das Argument der Pharmaindustrie, sie brauche so hohe
Margen, weil die Forschung so teuer sei und nur die wenigsten
Medikamente zum Klassenschlager würden, bringen den Chef der Techniker
Krankenkasse auf die Palme. "Das ist das, was mich immer so ärgert: Wenn
sich die Pharmafirmen darstellen, als arbeiteten sie aus reiner
Nächstenliebe. Schauen Sie sich die Bilanzen an. Die Ausgaben für das
Marketing sind bei den allermeisten höher als die für die Forschung.
Vielleicht sollten die Pharmakonzerne schlicht mal das Marketing ein
bisschen kürzen."
Er habe generell nichts gegen Gewinnstreben, so
Baas weiter. "Ich bin ja kein Kommunist. Ich fordere nur, dass wir
Krankenkassen auf Augenhöhe mit den Pharmaherstellern über die
Preisfindung reden und die Gegenseite nicht damit drohen kann: Na gut,
dann bekommen die Menschen in Deutschland halt das Krebsmedikament
nicht. Das ist nicht fair, dagegen wehren wir uns." Deutschland dürfe
nicht zulassen, dass der Geldbeutel über Tod oder Leben entscheidet.
"Niemand will an den Punkt kommen, an dem wir sagen: Nur wenn du reich
bist, kriegst du dieses Krebsmedikament. Das darf nicht passieren."
Der
TK-Chef kritisiert weiter, dass Deutschland eines der teuersten
Gesundheitssysteme habe, die Leistung aber nur Mittelmaß betrage: "Unser
System ist sehr teuer. Nur die USA und die Schweiz geben noch mehr aus,
in der EU sind wir an der Spitze. Aber wenn man Indikatoren für die
Gesundheit anschaut wie Kindersterblichkeit, Überlebensrate bei Tumoren,
Lebenserwartung, liegen wir in der EU im Mittelfeld."
Quelle: dts Nachrichtenagentur