IG Metall kritisiert Forderung nach Arbeitspflicht im Bürgergeld
Archivmeldung vom 24.01.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićHans-Jürgen Urban, Sozialvorstand der IG Metall, hat die Diskussion über eine Arbeitspflicht für Bürgergeld-Bezieher scharf kritisiert. "An dieser Debatte kann man die moralische Verlotterung hierzulande gut erkennen", sagte Urban dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Schon heute seien erwerbsfähige Bürgergeld-Empfänger aufgefordert, einer
Beschäftigung nachzugehen. Wer dem nicht nachkomme, werde sanktioniert.
"Davon waren 16.000 Personen von 3,4 Millionen Bürgergeld-Beziehern
betroffen, also 0,4 Prozent. Ein Konzernchef, der sich an einem Problem
mit dieser Dimension festbeißt, müsste sofort gehen", so Urban.
Den
Vorschlag, bei Krankmeldungen einen unbezahlten Karenztag einzuführen,
lehnt der Gewerkschafter ebenfalls ab. "Hier geht es schlicht und
einfach um Lohnkürzungen. Mit kranken Beschäftigten gesundet keine
kränkelnde Wirtschaft", so der Sozialvorstand der größten deutschen
Gewerkschaft.
Der Anstieg der Krankheitstage habe nichts mit
Blaumacherei zu tun. Das gehe vielmehr auf die umfassendere Erfassung
durch die elektronische Krankschreibung zurück. Urban ergänzte:
"Gestiegen ist aber auch die Misstrauenskultur in den Betrieben. Um
Verdächtigungen zu entgehen, wollen mitunter auch Beschäftigte das
ärztliche Attest schon vom ersten Tag und nicht - wie früher - vom
dritten Tag an vorlegen."
Deutschland liege bei den
krankheitsbedingten Fehltagen unter den OECD-Ländern im Mittelfeld. Die
Debatte sei ärgerlich, weil sie von den eigentlichen Problemen ablenke:
etwa der eklatanten Zunahme psychischer Gesundheitsschäden.
Für
Urban steht fest: "Burnout droht zur Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts
zu werden." Anforderungen und Arbeitsdruck würden steigen, aber den
Beschäftigten würden oftmals die Ressourcen vorenthalten, um die
Anforderungen zu erfüllen. Es gebe zu wenig Weiterbildung. Die Folge
seien erhöhter Leistungsdruck und Überforderungen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur