Lufthansa-Chef Franz und Verdi-Chef Bsirske warnen vor Niedergang der deutschen Luftfahrt
Archivmeldung vom 27.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einem dramatischen Appell warnen der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Christoph Franz und Verdi-Chef Franz Bsirske vor einer existenziellen Bedrohung der deutschen Luftfahrt. "Das soll schon ein Signal an die Politik sein: Hört her, hier läuft was richtig schief", sagte Bsirske in einem Doppel-Interview mit Franz dem "Handelsblatt". Bsirske sprach von "locker über 100.000 Arbeitsplätzen, die direkt gefährdet sind. Von den indirekten Jobs gar nicht zu reden da hängen mehr als 800.000 Beschäftigte dran", sagte der Gewerkschaftschef.
Das ungewöhnliche Bündnis zwischen Franz und Bsirske will in Berlin mehr Wertschätzung für die Luftfahrt erreichen. Beide waren sich einig, dass die Bedeutung der Luftfahrtindustrie etwa im Vergleich zur Autoindustrie "für die deutsche Wirtschaft größer ist, als von manchem Politiker in Berlin wahrgenommen wird".
Laut Lufthansa-Chef Franz sollte die Politik eines verstehen. "Wir sind einem Zangengriff ausgesetzt. Uns bedrängen die Golf-Airlines mit ihren staatlichen Eigentümern, aber auch Billigairlines mit ihrer aggressiven Preispolitik", sagte Franz. Damit müsse und werde man zurechtkommen. "Was wir aber nicht brauchen können, sind spezielle Sondernachteile durch den deutschen Gesetzgeber", sagte der Lufthansa-Chef.
Franz und Bsirske fordern von Union und SPD deshalb die Abschaffung der Luftverkehrsabgabe, die mit rund einer Milliarde Euro jährlich die Fluglinien belastet: "Die Abgabelast wird zu zwei Dritteln von deutschen Airlines getragen", sagte Franz. Im Wesentlichen gebe es noch zwei deutsche Linien, Air Berlin und Lufthansa, die im globalen Wettbewerb stünden. "Und die Zahlen sind nicht rosig. Air Berlin schreibt schon seit Jahren keine schwarzen Zahlen mehr. Die Lufthansa Group macht in ihrem Kerngeschäft, dem Passagiertransport, zwar endlich wieder eine schwarze Null. Aber berauschend ist das nicht", sagte Franz. Bsirske forderte die Politik auf, dass die deutschen gesetzlichen Arbeits- und Sozialstandards bei allen in Deutschland stationierten Unternehmen und deren Mitarbeitern zur Anwendung kommen. "Bei der Gewährung von Verkehrsrechten an Drittstaaten müssen unerlaubte Beihilfen an deren Airlines ausgeschlossen werden. Operatives Geschäft zu subventionieren und zusätzlich Verkehrsrechte zu verlangen: Das geht nicht", sagte der Verdi-Chef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur