Industrie erwartet baldigen Durchbruch bei autonom fahrenden Autos
Archivmeldung vom 27.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Automobilindustrie rechnet laut "Welt am Sonntag" mit einem raschen Fortschritt bei der Entwicklung von neuen Assistenzsystemen und autonom fahrenden Autos - und erhofft sich davon Milliardenumsätze.
"Heute liegt der Wertschöpfungsanteil der Elektronik am Auto bei rund 30 Prozent. Im Jahr 2020 werden es bereits 50 Prozent sein", sagte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn. "Allein in den kommenden fünf Jahren könnten in Europa rund 90 Millionen `Connected Cars` verkauft werden. Es ist also auch beim Auto nicht zu hoch gegriffen, von einer `digitalen Revolution` zu sprechen."
Vernetzte und schließlich autonom fahrende Autos sind für Branche schon deshalb wichtig, weil die mit Milliardenaufwand entwickelten Elektrofahrzeuge noch lange ein Verlustgeschäft für die Hersteller sein werden. Anders als bei den Stromern gibt es für vernetzte Fahrzeuge bereits heute einen Markt.
"Allein die für das automatisierte Fahren nötigen Sensoren dürften 2020 ein Marktvolumen von zehn Milliarden Euro ausmachen", schätzt Conti-Chef Elmar Degenhard. Der Gesamtmarkt dagegen ist viel größer. Die Autoexperten vom Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen gehen davon aus, dass der Umsatz mit Assistenten und teil-automatisierten Systemen im Jahr 2020 auf etwa 55 Milliarden Euro wachsen wird. 2030 könne man mit mehr als 300 Milliarden Umsatz rechnen.
"Automatisiertes Fahren ist für die Branche die Wachstumsmaschine der nächsten 15 Jahre", sagte CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer. Nach Ansicht der Hersteller, stehen autonom fahrende Autos aus Serienproduktion kurz vor dem Durchbruch.
"In circa fünf Jahren werden Autos automatisch auf der Autobahn fahren", sagte Dirk Hoheisel, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Das sei der erste Schritt.
"Autobahnen sind im Gegensatz zu Innenstädten überschaubares Gelände. Dort erwarten auch wir hoch automatisiertes Fahren um das Jahr 2020 herum", prophezeit Conti-Chef Degenhart. "Dann muss der Fahrer das zwar noch überwachen, aber die Systeme entlasten bereits sehr." Er ist davon überzeugt, dass eine Autobahnfahrt in zehn Jahren ohne menschliche Kontrolle funktioniert.
Umfrage: Jeder dritte Deutsche offen für selbstfahrende Autos
Jeder dritte Deutsche (34 Prozent) kann sich vorstellen, ein selbstfahrendes Auto zu nutzen. So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind sogar 41 Prozent aufgeschlossen gegenüber selbstfahrenden Autos, bei den Befragten ab 65 Jahren sind es immerhin noch 30 Prozent. Zwischen den Geschlechtern gibt es ebenfalls Unterschiede, was die Akzeptanz des vollautomatisierten Fahrens angeht: Bei den Frauen stehen dem 37 Prozent offen gegenüber, bei den Männern sind es 31 Prozent. "Autonome Fahrzeuge werden schon in absehbarer Zeit unser Straßenbild prägen und den Verkehr revolutionieren", sagte Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer. "Selbstfahrende Autos können die Zahl der Unfälle deutlich reduzieren, sie machen das Autofahren komfortabler, sparen Zeit und schonen Ressourcen."
Bisher ist das vollautomatisierte Fahren im deutschen Straßenverkehr - anders als beispielsweise in Teilen der USA - nicht erlaubt. Auch darüber hinaus sind zahlreiche rechtliche Fragen offen, zum Beispiel was den Umgang mit Mobilitätsdaten und die Haftung bei Unfällen angeht. "Hier muss der Gesetzgeber schnell Klarheit schaffen, damit das intelligente Fahren nicht ausgebremst wird und der Automobilstandort Deutschland seine weltweite Spitzenposition weiter ausbauen kann", so Rohleder. Zugleich lobte er das Vorhaben des Bundesverkehrsministeriums, auf der A9 eine digitale Teststrecke für selbstfahrende Autos einzurichten. "Damit werden wir der Vision vom intelligenten Verkehr ein ganzes Stück näher kommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur