Spritpreise können bis Jahresende auf 1,80 Euro steigen
Archivmeldung vom 05.09.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.09.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) geht davon aus, dass die Spritpreise bis zum Jahresende weiter stark anziehen und bis auf einen Rekordstand von 1,80 Euro hochschnellen können. „Wir müssen uns langfristig auf ein neues, wesentlich erhöhtes Preisniveau bei den fossilen Energien einstellen“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Bereits vor dem Hurrikan Katrina seien die Raffinerien weltweit
voll ausgelastet gewesen. Von den in Nordamerika (USA und Kanada)
jährlich konsumierten 1.027 Millionen Tonnen (6,5 Milliarden Barrel)
Öl konnten bereits vor dem Sturm nur 939 Tonnen dort raffiniert
werden. 40 Prozent dieser Anlagen stehen nun still, so dass die USA
aktuell bis zu 50 Prozent ihres Bedarfs an Mineralölprodukten
importieren muss. Dies führt weltweit zu einer weiteren Verknappung
von Mineralölprodukten wie Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin.
Verschärft wird die Lage durch den nahenden Winter. Ende August
lag die Bevorratungsrate bei Heizöl 10% unter den Vorjahreswerten.
Schon jetzt melden Heizölhändler einen enormen Anstieg der
Bestellungen. Resch: „Während in der Schweiz vernünftigerweise über
Maßnahmen nachgedacht wird, die die Nachfrage nach Mineralölprodukten
im Inland drosseln, schlagen bei uns Politiker von FDP und CDU eine
künstliche Verbilligung der Kraftstoffe vor. Jede Steuerermäßigung
beim Sprit verschärft aber das Versorgungsproblem und führt
kurzfristig zu einer weiteren Verknappung. Was wir brauchen, ist ein
nationaler Notfallplan zur kurzfristigen Senkung des Ölverbrauchs im
Inland.“ Dass diese Maßnahme nicht übertrieben ist, zeige ein Blick
über die Grenzen. Nach Informationen der DUH erwägt die Schweizer
Regierung derzeit selbst Tempolimits und autofreie Sonntage.
Scharfe Kritik übt die Deutsche Umwelthilfe an der deutschen
Automobilindustrie: Diese habe die Zeichen der Zeit immer noch nicht
verstanden. Während japanische Unternehmen wie Toyota mit ihren
Spritsparmodellen Absatzrekorde einfahren, seien viele deutsche Autos
wegen überhöhter Abgaswerte und unakzeptabler Verbrauchszahlen nur
noch mit hohen Rabatten verkäuflich. Dafür belegen deutsche Autobauer
zwischenzeitlich sämtliche Rekorde bei Spritverbrauch und
Höchstgeschwindigkeit.
Das am wenigsten nachhaltig operierende deutsche
Automobilunternehmen, die Wolfsburger „Volkswagen AG“, stellte dieser
Tage die Produktion des 3-Liter Lupos ein und bringt stattdessen
einen 30-Liter Sportwagen auf den Markt, den sie als „Krone des
Automobilbaus“ (Auto Motor und Sport) feiern lässt. „Das ist in
dieser Situation ein verheerendes Signal – für die Umwelt und für VW.
In Wolfsburg hat man den unter Ökologen geforderten
Nachhaltigkeitsfaktor 10 neu erfunden“, so Resch. Zum Höhepunkt der
weltweiten Kraftstoffkrise liefert VW ab morgen, 5. September 2005,
seinen „Bugatti Veyron“ aus, der quasi im Leerlauf 30 Liter/100 km
benötigt, dessen speziell entwickelte Benzinpumpen den 100 Liter
fassenden Tank aber auch in 12 Minuten leer pumpen können und
währenddessen eine Wegstrecke von immerhin 90 Kilometern zurücklegen.
Die DUH fordert die deutsche Automobilindustrie auf, von bei ihren
Neufahrzeugen endlich die weltweite Situation einzubeziehen, statt
ständig weiter Signale des „Schneller, schwerer, teurer“ auszusenden.
„Es ist zutiefst unglaubwürdig, eine 1001 PS-Karosse auf den Markt zu
werfen, um hinterher zu beklagen, Spritsparfahrzeuge würden nicht
nachgefragt“, sagte Resch. Gerade die Autoindustrie trage
Verantwortung dafür, dass sich in der Gesellschaft die einfache
Wahrheit durchsetze, dass es einen Unterschied gibt zwischen
Spritpreisen und Spritkosten. Resch: „ Wer ein Spritsparfahrzeug mit
Hybrid-Motor kauft, zahlt an der Tankstelle selbst dann weniger, wenn
die Preise pro Liter um ein Drittel steigen. So einfach ist die
Wahrheit.“
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e.V.