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100.000 "Ein-Euro-GmbHs" in Deutschland

Archivmeldung vom 02.11.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: GG-Berlin / pixelio.de
Bild: GG-Berlin / pixelio.de

Fünf Jahre nach Einführung der umgangssprachlich "Ein-Euro-GmbH" genannten Unternehmergesellschaften (UG haftungsbeschränkt) gibt es offenbar 100.000 solcher Unternehmen in Deutschland. Das berichtet die "Frankfurter Rundschau" in ihrer Samstagsausgabe. "Wir tragen die Zahlen gerade zusammen, aber so um die 100.000 dürften es jetzt sein", sagte Diplom-Kaufmann Thomas Hoffman, der gemeinsam mit dem Rechtswissenschaftler Professor Walter Bayer das Forschungsprojekt "Unternehmergesellschaft" an der Friedrich-Schiller Universität Jena geleitet hat, der Zeitung.

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen, kurz MoMiG, am 1. November 2008 zählten die Forscher bereits 19.563 eingetragene Ein-Euro-GmbHs. 2010 hatte sich die Zahl mehr als verdoppelt und zum 1. November 2012 auf 76.377 erhöht. "Das ist zahlenmäßig auf jeden Fall ein Erfolg", konstatierte Hoffmann.

Der Ansicht ist man auch bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft ist - das zeigen die stetig wachsenden Zahlen - eine akzeptierte Rechtsformvariante der GmbH", so Annika Böhm vom Fachbereich Gesellschafts- und Finanzrecht auf Anfrage der "Frankfurter Rundschau".

Die Gründung einer Ein-Euro-GmbH sei ein guter Schritt für Neueinsteiger oder Unternehmer, die über weniger Startkapital verfügen. Allerdings bemängeln Kritiker genau diese magere Kapitalausstattung und das damit verbundene Risiko für ihre Geschäftspartner. Denn wie bei einer vollwertigen GmbH haftet die Billig-Variante nur mit dem Kapital der Gesellschaft - im Fall der Ein-Euro-GmbH kann sich das zwischen einem und 24.999 Euro bewegen. Das Privatvermögen des Geschäftsführers und der Gesellschafter bleibt unangetastet.

So warnte etwa Peter Ries, Richter am Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg und Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, im Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau" vor Existenzgründern, "die einfach mal ihr Glück probieren und sich dann, wenn das Geschäft nicht läuft, aus der Haftung stehlen." Und auch Hoffmann von der Uni Jena räumte ein, dass die UG ein für Missbrauch durchaus "anfälliges Modell" ist.

Die Zahl der Insolvenzen spricht allerdings eine andere Sprache: So haben nach Daten aus Jena zwischen November 2008 bis einschließlich 30. Juni 2012 von den bis zu diesem Zeitpunkt rund 70.000 gegründeten Ein-Euro-GmbH gerade einmal 2.399 Gesellschaften Insolvenz angemeldet. Das ist eine Quote von 3,5 Prozent. Das statistische Bundesamt, dass erst seit dem ersten Quartal 2013 die Zahl der Insolvenzen bei den Ein-Euro-GmbHs zählt, führt von Januar bis März insgesamt 400 Insolvenzverfahren auf. Die Experten erwarten allerdings eine merkliche Zunahme der Insolvenzen - letztlich auch deshalb, weil die Zahl der Ein-Euro-GmbHs massiv zugenommen hat.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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