Steuersünder hauptsächlich Mediziner
Archivmeldung vom 04.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakNeues im Steuerskandal von Liechtenstein: Die neu aufgetauchten Kontodaten von rund 1850 deutschen Kunden weisen einen Vermögenswert von drei Milliarden Euro auf. Eine Vielzahl von Kunden sollen Mediziner sein.
Zu den im Steuerskandal um Schwarzgeldkonten in
Liechtenstein neu aufgetauchten Kontendaten gibt es einem Medienbericht
zufolge weitere Einzelheiten. Die Ende vergangener Woche aufgetauchten
Daten von rund 1850 deutschen Kunden der Liechtensteinischen Landesbank
(LLB) wiesen einen Vermögenswert von rund drei Milliarden Euro aus,
berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Montag ohne Angabe von Quellen.
Viele der Kunden wohnen demnach in Süddeutschland und im Rheinland. Bei
zahlreichen Kunden handle es sich um Mediziner. Auf den Konten befänden
sich "überwiegend Millionenbeträge", in einigen Fällen sogar in
zweistelliger Höhe.
Die Verteidigung hatte die Unterlagen am Freitag im derzeit laufenden
Erpresserprozess in Rostock dem Landgericht vorgelegt. Die Qualität der
Unterlagen sei aber noch nicht verlässlich geprüft, berichtete die
"SZ". Spezialisten sollten die Dokumente jetzt auf Echtheit
untersuchen, die Polizei werde die Papiere kriminaltechnisch auf Spuren
untersuchen. Die Finanzämter würden vorab prüfen, ob Zinsen aus den
Vermögen in Deutschland versteuert wurden. Dies sei in der Regel nicht
der Fall. Bei den Papieren soll es sich laut "SZ" um Kopien jener
Kontodaten handeln, die ein früherer LLB-Mitarbeiter zwischen August
2000 und Februar 2003 gesammelt hatte und mit denen er die Bank
erpressen wollte. Der Mann ist mittlerweile wegen Erpressung
verurteilt.
Der "Berliner Zeitung" zufolge bezweifeln Experten indes, dass die
jetzt ans Tageslicht gekommenen LLB-Daten automatisch zu
Steuerstrafverfahren führen werden. Weil sich in den Kontensätzen
lediglich Daten wie Kontostand, Inhaber und Eröffnungsdatum befünden,
seien sie wesentlich weniger aussagekräftiger für die Finanzbehörden
als die Unterlagen in der Affäre um die Vaduzer LGT-Bank: Diese
Dokumente umfassten sämtliche Urkunden und Unterlagen von
Liechtensteiner Stiftungen, in denen deutsche Steuerpflichtige zum Teil
seit den 80er Jahren ihr Geld versteckt hatten. Mit den Datensätzen der
LLB allein lasse sich ein Anfangsverdacht auf Steuerhinterziehung kaum
begründen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Fachleute.