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Commerzbank steigt aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aus

Archivmeldung vom 09.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Zentrale: Commerzbank. Bild: Commerzbank, Julia Schwager
Zentrale: Commerzbank. Bild: Commerzbank, Julia Schwager

Die Commerzbank ist aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln ausgestiegen. Die zweitgrößte deutsche Großbank nahm alle Agrarprodukte aus ihrem Rohstoff-Fonds ComStage ETF CB Commodity EW Index TR heraus und beabsichtigt auch keine neuen börsennotierten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln aufzulegen. Damit reagiert das Geldhaus auf die Debatte über eine Reihe von Studien, nach denen Anlagen in derartige Rohstoff-Fonds die Preise für Nahrungsmittel nach oben treiben und so zu Hungerkrisen in vielen Teilen der Welt beitragen. Die Entscheidung ist aus vorsorglichen Gründen erfolgt, wie die Commerzbank der Verbraucherorganisation foodwatch bestätigte.

Auch die DekaBank der Sparkassen und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hatten angekündigt, künftig auf die Spekulation mit Agrarrohstoffen zu verzichten. Beim Commerzbank-Fonds wurde die Umbildung zum 30. Juli 2012 bereits vollzogen.

"Wenn sich eine Bank nicht sicher ist, welchen Schaden ihre Rohstoffanlagen anrichten, gibt es nur einen verantwortlichen Schritt: Diese Anlagen aus Vorsorgegründen nicht mehr anzubieten", erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Am Handeln der Commerzbank sollten sich andere Häuser ein Beispiel nehmen - allen voran die Deutsche Bank. Denn während ihre Gremien angeblich seit Monaten das Geschäftsfeld Nahrungsmittelspekulation überprüfen, treiben ihre Produkte weiterhin Menschen in Armut und Hunger. Unter der neuen Spitze Jain/Fitschen scheint der Überprüfung jede Ernsthaftigkeit verloren gegangen zu sein."

Nach der Veröffentlichung des foodwatch-Reports "Die Hungermacher" im Oktober 2011 hatte der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, eine schnelle Prüfung zugesagt. Die angekündigten Termine für die Vorlage eines Berichts über die Auswirkungen spekulativer Rohstoff-Anlagen sowie die Entscheidung über mögliche Konsequenzen wurden jedoch immer wieder vertagt - zuletzt hatte Herr Ackermann den Bericht für Ende 2012 in Aussicht gestellt. Seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen bestätigten diesen Zeitplan bislang nicht; eine foodwatch-Anfrage direkt nach ihrem Amtsantritt ließen die Manager unbeantwortet.

foodwatch forderte zudem den CSU-Abgeordneten Markus Ferber als Berichterstatter des Europäischen Parlaments für die Regulierung der Finanzmärkte (MiFID-Richtlinie) auf, eindeutig Stellung gegen die überbordende Spekulation mit Nahrungsmitteln zu beziehen. "In der EU hat das Vorsorgeprinzip Verfassungsrang - da darf es nicht sein, dass nur einzelne Banken vorsorglich die Finger von der Agrarspekulation lassen, aber die europäische Politik der gefährlichen Zockerei aller anderen Banken nur zusieht und ein vorsorgliches Eingreifen unterlässt", kritisierte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Durch ihr Nichtstun gegen die Preistreiberei durch Rohstoff-Wetten riskiert die europäische Politik, dass Menschen in vielen Ländern der Welt verhungern." foodwatch fordert die Begrenzung des rein spekulativen Handels mit Nahrungsmittel-Kontrakten durch wirksame Positionslimits, den Ausschluss institutioneller Anleger vom Rohstoffgeschäft sowie das Verbot von Publikumsfonds und Zertifikaten für Agrarrohstoffe.

Link: fooodwatch-Report "Die Hungermacher": www.foodwatch.de/report-spekulation

Quelle: foodwatch e.V. (ots)

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