Deutsche Handwerksbetriebe bilden 2500 junge Flüchtlinge aus - Präsident Wollseifer kritisiert bürokratische Hemmnisse
Archivmeldung vom 23.11.2016
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Freigeschaltet durch André OttKöln. Deutsche Handwerksbetriebe bilden derzeit 2500 junge Flüchtlinge aus den acht wichtigsten Herkunftsländern aus. Diese Zahl nannte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". 2000 weitere Jugendliche befänden sich in der Berufsorientierung, viele Tausend in Praktika und Hilfsjobs. Das Handwerk sei "Integrationsmotor", sagte der 61-Jährige.
Dagegen sei der Beitrag der Industrie zur Beschäftigung von Flüchtlingen "bisher eher gering". Bürokratische Hemmnisse wie verschleppte Anerkennungsverfahren und zu kurze Meldefristen verhinderten noch höhere Zahlen.
"Wenn ein Flüchtling seine Ausbildung vorzeitig abbricht, bleiben für die Information nur 14 Tage Zeit. Kleine Betriebe, in denen die Chefs ihre Buchhaltung selbst machen, sind hier überfordert", kritisierte Wollseifer. Bei Verzug drohten Bußgelder von bis zu 30.000 Euro. "Das ist demotivierend und lässt Betriebe davor zurückschrecken, Flüchtlinge als Azubis einzustellen."
Sehr restriktiv legten zudem die Ausländerämter in Bayern die "Drei-plus-Zwei-Regel" aus, die einem geduldeten Flüchtling eine Ausbildung mit Anschlussbeschäftigung für zunächst zwei Jahre gestattet und so den Betrieben Planungssicherheit gibt. Das wolle die Landesregierung jetzt "ausbildungsfreundlicher" gestalten.
Die zügige Bearbeitung der Asylanträge und die schnelle Statusfeststellung ist nach Wollseifers Worten die Grundlage für eine gesicherte Ausbildung oder Beschäftigung. "Tausende Betriebe hätten die Flüchtlinge lieber heute als morgen, ihnen geht es nicht schnell genug", kritisierte der ZDH-Präsident, der sich im Dezember auf dem Deutschen Handwerkstag in Münster zur Wiederwahl stellt.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)