UDE-Institut untersucht Lebenssituation von Alleinerziehenden - Arm trotz Arbeit
Archivmeldung vom 03.04.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtAlleinerziehende Mütter sind heute häufiger berufstätig als vor 2000, trotzdem aber oft armutsgefährdet. Das gilt auch für andere Länder: Wie ein Vergleich zwischen Deutschland, Frankreich, Schweden und Großbritannien zeigt, haben Alleinerziehende weniger Teilhabechancen als Mütter in Paarhaushalten – sie sind seltener erwerbstätig, häufiger von Armut bedroht und öfter krank. Darauf weist das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einer aktuellen Studie für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hin.
In allen Ländern sind es überwiegend Frauen, die ihre Kinder alleine großziehen. Besonders niedrig ist die Erwerbsbeteiligung von Müttern mit Kleinkindern. Wenn sie arbeiten, dann aber oft mehr Stunden als Frauen mit Partner. Trotz der Erfolge beim Ausbau der Kinderbetreuung stellte die IAQ-Forscherin Dr. Karen Jaehrling deutliche Länderunterschiede fest: „In Schweden und Frankreich, wo in Kindergarten und Schule traditionell kostengünstige und zeitlich umfangreiche Betreuungsangebote bestehen, können alleinstehende Mütter Berufs- und Familienarbeit besser vereinbaren, sind häufiger erwerbstätig und seltener armutsgefährdet“.
„Auch die Arbeitsmarktstrukturen in Deutschland und England mit hoher Niedriglohnbeschäftigung und Tätigkeiten mit geringem Stundenumfang wirken sich negativ auf die Erwerbssituation von Alleinerziehenden aus“, so Prof. Dr. Marcel Erlinghagen. Während allerdings im Vereinigten Königreich der Mindestlohn eine Grenze nach unten setzt, fehlt dies in Deutschland in vielen weiblich dominierten Dienstleistungsbereichen. Zudem sind die Jobverhältnisse von Singlemüttern instabiler als von jenen in Paarhaushalten: Sie sind häufiger befristet beschäftigt und werden häufiger arbeitslos.
Ein überraschender Befund ist, dass Alleinerziehende trotz niedrigerer Erwerbsbeteiligung in Deutschland seltener Sozialleistungen erhalten als in den Vergleichsländern. Dort gibt es etwa durch Wohngeld ergänzende Leistungen auch bei relativ hohen Erwerbseinkommen, zudem sind zum Teil weniger Abgaben zu zahlen. In Deutschland haben sie aufgrund der Gleichbehandlung bei den Sozialversicherungsabgaben hohe Abzüge und zählen bereits bei relativ niedrigen Einkommen zu den „Nettozahlern“.
Quelle: Universität Duisburg-Essen (idw)