Kliniken sehen Deutschland schlecht gerüstet für neue Pandemie
Fünf Jahre nach dem Corona-Ausbruch sehen sich die meisten Krankenhäuser organisatorisch besser auf eine neue Pandemie vorbereitet. "97 Prozent der deutschen Krankenhäuser sind überzeugt, heute besser auf eine Pandemie vorbereitet zu sein als im Frühjahr 2020", wie aus einer Klinik-Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervorgeht, über die die "Rheinische Post" in ihrer Samstagausgabe berichtet.
Gründe seien Lerneffekte aus praktischen Erfahrungen (96 Prozent),
Pandemie-Einsatzpläne (88 Prozent) und bessere Abstimmungen mit anderen
Kliniken und Behörden (70 Prozent).
Doch an vielen anderen
Stellen hapert es: "Trotz verbessertem Krisenmanagement hat aktuell gut
die Hälfte der befragten Krankenhäuser (53 Prozent) keine ausreichenden
Ressourcen und Kapazitäten, um sehr gut auf eine mögliche neue Pandemie
vorbereitet zu sein", heißt es in der DKI-Studie weiter. Gründe seien
vor allem fehlende finanzielle Mittel und fehlendes Personal. Hinzu
kämen Lieferengpässe bei Medikamenten und bauliche Einschränkungen, die
die Errichtung weiterer Isolationszimmer verhinderten. "Insgesamt sehen
die meisten Befragten (69 Prozent) die Krankenhausversorgung in
Deutschland nicht ausreichend auf eine nächste Pandemie vorbereitet."
Der
Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sagte der
Zeitung: "Die Politik hat aus den fünf Jahren Pandemie kaum gelernt."
Er nennt Beispiele: "Was nützt die beste Vorratshaltung, wenn es
praktisch keine europäische Maskenproduktion gibt und der Plan einer
nationalen Notfallreserve gescheitert ist? Was nützt die beste
Vorbereitung, wenn das Geld für mehr Einzelzimmer, Isolierstationen und
vieles andere fehlt? Was nützt die beste Mitarbeiterschulung, wenn in
großer Zahl Fachkräfte fehlen?"
Gerald Gaß fürchtet: "Masken und
andere Schutzausrüstung werden noch immer fast ausschließlich in China
produziert, das im Ernstfall den Export natürlich wieder beschränken
wird. Und nicht zuletzt werden in den kommenden Jahren zahlreiche
Krankenhäuser vor allem in ländlichen Regionen wegfallen, die im Rahmen
der Kooperationen in der Corona-Zeit unverzichtbar waren." In der
Verantwortung dafür sieht er den Bundesgesundheitsminister: "Die
Krankenhausreform von Minister Lauterbach hat an keiner Stelle die Frage
der Krisenvorsorge für den neuerlichen Pandemie- oder auch
Verteidigungsfall thematisiert."
An der Befragung von Mitte
Januar 2025 beteiligten sich bundesweit 234 Allgemeinkrankenhäuser ab
100 Betten. Sie ergab auch eine positive Nebenwirkung: Knapp die Hälfte
der Befragten gab an, dass die Pandemie in ihren Häusern sehr (elf
Prozent) oder ziemlich nachhaltig (35 Prozent) zu einem
Digitalisierungsschub beigetragen haben, etwa durch den Einsatz von
Telemedizin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur