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Korruptionsverdacht bei Kühne & Nagel

Archivmeldung vom 13.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Kühne & Nagel
Kühne & Nagel

Die bayerische Firma Chromo-Möbel GmbH hat schwere Vorwürfe gegen die norddeutsche Speditionsfirma Kühne & Nagel erhoben. Diese habe Chromo über Jahre um rund 1,9 Millionen Euro gebracht, um damit einen Zwischenhändler in Hongkong zu schmieren, der Kühne & Nagel Aufträge von Chromo sichern sollte. Die Sendung "Menschen und Schlagzeilen" beleuchtet den Fall am Dienstag, 13. September, um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen.

Kühne & Nagel habe Schmiergeld generiert, indem überhöhte Rechnungen an Chromo gestellt worden seien. "Dieses Geld haben sie dann benutzt, um einen Verbindungsmann in Hongkong so zu schmieren, damit er auch weitere Geschäfte der Firma Chromo nur noch mit Kühne & Nagel machte", so Reiner Fuellmich, der Chromo als Rechtsanwalt vertritt, in der Sendung "Menschen und Schlagzeilen".

Der Möbelvertrieb aus Bayern erhebt deshalb den Vorwurf, aufgrund der überhöhten Rechnungen für den Transport von Möbeln aus China nach Deutschland im Zeitraum von 1994 bis 2001 durch Kühne & Nagel systematisch geschädigt worden zu sein. Vor dem Landgericht Hamburg begann am Montag, 12. September, ein Zivilprozess, in dem die Firma Chromo Schadenersatz von Kühne & Nagel einklagen will. Weder Kühne & Nagel noch der ehemalige Zwischenhändler wollten sich gegenüber "Menschen und Schlagzeilen" zu den Vorwürfen äußern. In der Zivilklageerwiderung bezeichnet das Speditionsunternehmen die Zahlungen als "Rabatte", es habe sich nicht um Schmiergeld gehandelt.

Laut Korruptionsexperte Wolfgang Schaupensteiner sind überhöhte Rechnungen ein klassisches Vorgehen bei Korruption: "Man vereinbart einen Preis, der über dem Marktpreis liegt, also über dem Preis, den man im normalen ordnungsgemäßen Wettbewerb erzielt. Das ist der so genannte Bruttopreis. Diese Differenz zwischen dem Marktpreis und dem vereinbarten Bruttopreis, das ist in der Regel das Schmiergeld."

Dass Chromo von dem Speditionsunternehmen rund 1,9 Millionen Euro zu viel abgerechnet wurden, belegen sowohl interne Revisionsberichte von Kühne & Nagel, die dem NDR vorliegen, als auch staatsanwaltliche Ermittlungen. Wohin das Geld tatsächlich floss, lässt sich bislang allerdings nicht belegen.

Fakt ist jedoch, dass die Staatsanwaltschaft Hof bereits in dem Fall ermittelt hat. Zunächst gegen den ehemaligen Chromo-Geschäftsführer Thomas Launer wegen Untreue. Der Zwischenhändler hatte angegeben, er habe den Erlös aus den überhöhten Rechnungen bar an Launer weitergegeben. Allerdings konnte Launer nie nachgewiesen werden, dass er das Schmiergeld bekommen hat. Das Verfahren gegen Launer wurde 2009 wegen geringer Schuld und gegen Leistung von Sozialstunden eingestellt.

Gegen Kühne & Nagel oder den Zwischenhändler ist bislang allerdings nie ermittelt worden. Auf Nachfrage von "Menschen und Schlagzeilen" bei der Staatsanwaltschaft Hof, warum nicht, teilte die Staatsanwaltschaft mit, man sei nicht zuständig gewesen, da sich die Vorgänge in Asien abgespielt hätten. Sowohl Rechtsanwalt Fuellmich als auch der Korruptionsexperte Schaupensteiner betonen allerdings, dass es sich bei Korruptionstatbeständen um Offizialdelikte handele, das heißt: "Wenn es Hinweise auf Korruption, Geldwäsche, Untreue oder Betrug gibt, dann muss die Staatsanwaltschaft von Amts wegen tätig werden", so Schaupensteiner.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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