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China: Infrastrukturmängel bedrohen den Boom der chemischen Industrie

Archivmeldung vom 20.12.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Die chemische Industrie in China boomt. Getrieben von der weltweiten Nachfrage nach billigen Konsumgütern aus dem Reich der Mitte bauen sowohl die staatlichen Chemieunternehmen als auch ausländische Hersteller ihre Produktionskapazitäten massiv aus. Doch dem Aufschwung könnte bald ein böses Erwachen folgen.

Denn trotz aller Investitionen halten weder die logistische noch die technologische Infrastruktur in China dieser Expansion auf Dauer stand. Das hat eine aktuelle Untersuchung des Management-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture ergeben.

China hat sich zur Konsumgüterfabrik der Welt entwickelt. Ob es sich um Textilien, DVD-Player oder Fahrräder handelt, nirgendwo können arbeitsintensive Produkte günstiger hergestellt werden. Mit dem Wachstum der Konsumgüterproduktion steigt auch die Nachfrage nach Kunststoffen. Sie zählen zu den wichtigsten Materialien, wenn es um die Herstellung von Haushaltsgeräten, Elektronikerzeugnissen, Möbeln, Verpackungs- materialien, Kleidern und anderen Fertigprodukten geht. Die Produktion und der Import von Chemikalien wachsen daher bereits schneller als in anderen Weltregionen. China deckt zwischen 15 und 40 Prozent des Weltbedarfs an wichtigen Thermoplasten und hat sich zu einem führenden Hersteller vieler Polymerprodukte entwickelt. Folgerichtig baut China die Produktionskapazitäten seiner chemischen Industrie massiv aus.

"Der Boom der chemischen Industrie stellt eine gewaltige Herausforderung für die logistische Infrastruktur in China dar", sagt Robert Jung, Geschäftsführer im Bereich Chemicals bei Accenture. Denn anders als etwa in den USA, die von der Fläche her mit China vergleichbar sind, verteilt sich die petrochemische Industrie dort viel stärker. Während sie sich in den Vereinigten Staaten auf den Golf von Mexiko konzentriert und die kunststoffverarbeitende Industrie im Mittleren Westen angesiedelt ist, hat sie sich in China
von der Region um Hongkong entlang der Küste nach Norden ausgebreitet. Neue Industrien entstehen jedoch vor allem weiter im Norden, in den Gebieten nördlich von Shanghai. Zudem fördert die Regierung die Entwicklung von Raffinerien und der petrochemischen Anlagen auch in anderen Regionen, um diese am wirtschaftlichen
Aufschwung teilhaben zu lassen. Damit werden die Transportdistanzen größer.

Das chinesische Distributionssystem ist dagegen stark unterentwickelt. Die Länge des chinesischen Schienennetzes beträgt nicht einmal ein Drittel des amerikanischen Netzes, obwohl Chinas Bevölkerung viereinhalb Mal so groß ist. China verfügt auch nur über
8 Prozent des Fernstraßennetzes der USA. Die Logistikbranche ist sehr zersplittert und besteht aus 16.400 Unternehmen mit unzureichenden Anlagen, niedriger Produktivität und veralteter Ausrüstung. Die Internetnutzung durch Unternehmen ist niedrig bis mittelmäßig. Viele Unternehmen haben lediglich punktuellen Zugang und fachlich gering qualifizierte Mitarbeiter. Viele Unternehmensbereiche können nur in geringem Umfang oder gar nicht über digitale Daten verfügen. Trotz geringerer Arbeitskosten hat die mangelnde Effizienz bei der Distribution dazu geführt, dass die durchschnittlichen Transportkosten in China 20 Prozent über denen der Vereinigten Staaten liegen. Die Durchschnittskosten für den Schiffs- und LKW-Transport liegen bei 66 US-Dollar pro Tonne Fracht und sind damit dreimal höher als der Aufwand für Bahntransporte.

Laut einer Accenture-Umfrage unter mehr als 200 Managern aus der chemischen Industrie meinen denn auch 37 Prozent der Befragten, dass die Steuerung der Logistik die drittgrößte Herausforderung für Geschäfte in China ist - gleich nach dem Schutz geistigen Eigentums und dem Umgang mit der lokalen Bürokratie.

"Deutsche Chemieunternehmen, die sich auf dem chinesischen Markt engagieren oder dies planen, müssen sich auf schwierige logistische Bedingungen einstellen", sagt Robert Jung. "Sie dürfen nicht ohne Distributionsplan aktiv werden und müssen vor allem in ein
effizientes Lieferkettenmanagement investieren."

Die chinesische Regierung ist sich der Engpässe in ihrem Logistiksystem bewusst und versucht, die Situation durch Investitionen zu entspannen. Doch während sich die
Chemikalientransporte in den nächsten fünf Jahren nahezu verdoppeln werden, wird das Schienen- und Straßennetz nur um 17 beziehungsweise 2,1 Prozent wachsen.

Quelle: Pressemitteilung Accenture

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