Fleischfabrikant Danish Crown trennt sich von Subunternehmer
Archivmeldung vom 03.11.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Fleischfabrikant Danish Crown hat angekündigt, sich von einem seiner wichtigsten Subunternehmer in Essen/Oldenburg zu trennen. Hintergrund sind Missstände, die "Report Mainz" aufgedeckt hatte. Das ARD-Politikmagazin hatte über Vorwürfe berichtet, dass Arbeiter des Subunternehmers gezwungen worden seien, regelmäßig Doppelschichten zu arbeiten. Mehrere Arbeiter hatten in anonymen Schreiben 2014 und 2015 das Unternehmen darauf aufmerksam gemacht.
Im Interview mit "Report Mainz" erheben Arbeiter schwere Vorwürfe: "Jeden Tag gibt es Doppelschichten. Im schlimmsten Fall können das 20 Stunden sein. Es gibt auch Leute, die sagen, nein, ich arbeite heute nur eine Schicht. Aber die Vorarbeiter schüchtern die Leute ein. Zum Beispiel sagen die: Wenn du jetzt keine Doppelschicht machst, dann werde ich Deinen Kiefer brechen und dann kommt der Krankenwagen und holt dich ab." Ein anderer Arbeiter erzählt im Interview mit "Report Mainz": "Ich war selbst Zeuge, als im Umkleideraum ein Vorarbeiter einen Kollegen zusammengeschlagen hat, weil er keine Doppelschicht machen wollte."
Auf Nachfrage von "Report Mainz" räumt der Subunternehmer ein, wegen Krankheitsfällen hätten Mitarbeiter bis zu zweihundert Stunden im Monat gearbeitet. Der Vorwurf, Doppelschichten seien zwangsweise geleistet worden, sei "frei erfunden."
Auch ein ehemaliger leitender Mitarbeiter von Danish Crown erhebt schwere Vorwürfe. Er selbst sei Zeuge geworden, wie einem Arbeiter mit Gewalt gedroht wurde. Das Unternehmen sei über die regelmäßigen Doppelschichten informiert. Im Interview mit "Report Mainz" sagt er: "Danish Crown weiß darüber Bescheid, ich musste tageweise aufschreiben, wer Doppelschichten macht, das wurde die ersten Tage auf dem Zettel aufgeschrieben und abgegeben. Dann wurde gesagt, ich soll das per E-Mail rüberschicken und irgendwann war es dann egal. Es hat niemanden interessiert. Was da mit Mitarbeitern gemacht wird, ist in meinen Augen menschenunwürdig. Und das wird geduldet!"
"Report Mainz" hatte am 6. Oktober zudem über heruntergekommene Arbeiterunterkünfte berichtet, für die der Subunternehmer den Arbeitern monatlich 150 Euro pro Person vom Lohn abgezogen hatte. Neue Recherchen von "Report Mainz" belegen, dass Danish Crown schon länger von Missständen in den Unterkünften des Subunternehmers weiß. In einem internen Aktenvermerk des Unternehmens vom Juli 2015 forderte Danish Crown, dass in einer Unterkunft bis August 2015 die Mängel beseitigt werden müssen. Unter anderem sollten "vernünftige Betten" zur Verfügung gestellt werden. Bilder von "Report Mainz" vom 23.10. belegen allerdings, dass die Missstände in der Unterkunft noch immer nicht beseitigt wurden. Sie zeigen feuchte, vergammelte Matratzen, kaputtes Mobiliar und verschimmelte Bäder.
Danish Crown bestätigt jetzt die Recherchen von "Report Mainz". In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Unterkünfte entsprachen nicht den Anforderungen, die zugesagten Termine zur Abstellung der Mängel wurden mehrfach nicht eingehalten." Danish Crown räumt auch ein, dass "trotz Ermahnungen" bei dem Subunternehmer Doppelschichten gearbeitet wurden. Zudem seien die gesetzlichen Pausenzeiten zwischen den Arbeitsschichten "weit unterschritten" worden. Dem Subunternehmer werde zum 31.01.2016 gekündigt.
Quelle: SWR - Das Erste (ots)