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Ex-Deutsche-Bank-Chefökonom Thomas Mayer: "Etwas ist faul mit unserem Geldsystem"

Archivmeldung vom 20.01.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: kellerabteil, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: kellerabteil, on Flickr CC BY-SA 2.0

Die beiden Ökonomen Thomas Mayer und Marcel Fratzscher streiten über die richtige Geldpolitik in Europa. "Die Finanzkrise hat mir gezeigt, dass etwas grundsätzlich faul ist mit unserem Geldsystem", sagte Mayer, ehemaliger Chefökonom der Deutschen Bank und Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 2/2015). "Wir haben den Banken erlaubt, auf Knopfdruck Geld zu schaffen. Zusammen mit der Niedrigzinspolitik hat das zu enormen Schulden geführt." Wenn nun die Zentralbanken schlechte Kredite durch Gelddrucken finanzierten, dann werde der Finanzkrise über kurz oder lang eine Geldkrise folgen. "Die EZB hat die Probleme längst nicht mehr im Griff."

Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, entgegnete im 'Capital'-Streitgespräch, weder das Geldsystem noch die Geldpolitik seien für die Krise verantwortlich. "Das Krisenmanagement der EZB war gut", versicherte er. Das Problem sei heute, dass die Preise fielen und die EZB ihr Mandat der Preisstabilität derzeit nicht mehr erfülle. "Sie kann den Euro nur stabil halten, wenn die Politik endlich mehr Verantwortung übernimmt und wichtige Reformen umsetzt."

Auch bei den Themen Wettbewerb und Regulierung sind die beiden Ökonomen gegensätzlicher Meinung. "Die globale Finanzkrise 2008 war nicht das Ergebnis von zu wenig Wettbewerb im Finanzsektor, sondern das Resultat fehlender oder schlechter Regulierung", stellte Fratzscher fest. Mayer widersprach: "Nein, nicht Regulierung und Aufsicht, nur der Wettbewerb kann dauerhaft Disziplin und Verantwortung herstellen." Er habe wenig Hoffnung, dass die Regulierer Stabilität erreichten. "Sie können auf Dauer keine gleichmäßige Fahrt hinbekommen, wenn Sie immer gleichzeitig mit dem Gas- und Bremspedal arbeiten: eine Geldpolitik, die Gas gibt, und Regulierer, die auf der Bremse stehen."

Mayer forderte gegenüber 'Capital': "Wir sollten sofort eine staatliche Insolvenzordnung und eine Prozedur für den Euro-Austritt eines Staates umsetzen." Zudem sollten als Konkurrenz zum Euro andere Währungen auf regionaler Basis zugelassen werden. Fratzscher hält die Euro-Kritik für taktisch bedingt. "Unsere Währung dient vielen als Sündenbock", sagte er. "Die Lösung ist nicht, den Euro abzuschaffen, sondern die Fehler zu beheben, die uns in diese Situation gebracht haben."

Bachmann: Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen

Der Gründer der Dresdner Pegida-Montagsdemonstrationen, Lutz Bachmann, hat das Foto, auf dem er selbst als Hitler gestylt zu sehen ist, verteidigt: "Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen", sagte Bachmann der "Bild". "Ich hatte das Foto zur Veröffentlichung des Satire-Hörbuchs von `Er ist wieder da` beim Friseur geknipst und Christoph Maria Herbst auf die Pinnwand gepostet. Ihm hat es gefallen." Im Internet kursieren Screenshots des Fotos, das mit dem Kommentar "Er ist wieder da!" veröffentlicht worden sein soll.

Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)

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