Preisschock im deutschen Großhandel
Archivmeldung vom 11.07.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Preise im deutschen Großhandel sind so stark gestiegen wie seit 26 Jahren nicht mehr. Die rasant steigenden Kosten für Lebensmittel, darunter Kaffee, Milch und Getreide, sorgen für die höchste Teuerungsrate seit 1982. Der Großhandel dürfte die Steigerung an die Verbraucher weiterreichen.
Der Großhandel hat seine Preise im Juni so stark
angehoben wie seit über 26 Jahren nicht mehr. Sie stiegen nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes um durchschnittlich 8,9 Prozent im Vergleich zum
Vorjahresmonat. Rasant steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise sorgten
für die höchste Teuerungsrate seit Januar 1982. Damals waren die
Großhandelspreise um 9,5 Prozent gestiegen.
Im Vergleich zum
Mai zogen die Preise um 0,9 Prozent an. Die Preisentwicklung im Großhandel
gilt als Indikator für die künftige Inflation, weil der Einzelhandel einen
Teil seiner gestiegenen Einkaufskosten an die Verbraucher weiterreicht.
Besonders deutlich verteuerten sich binnen Jahresfrist Getreide, Saaten und Futtermittel mit 27,9 Prozent. Die weltweit steigende Nachfrage, Ernteausfälle und die zunehmende Nutzung von Agrarprodukten für die Herstellung von Biosprit gelten als Grund für die Preisexplosion.
Milch, Milchprodukte, Eier, Speiseöle und
Nahrungsfette kosteten 13,5 Prozent mehr. Für feste Brennstoffe und
Mineralölprodukte wurde fast ein Viertel mehr verlangt. Bei Kaffee, Tee,
Kakao und Gewürze erhöhten sich die Preise um 11,2 Prozent.
Der
Preisdruck bleibt nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin
hoch. Die Inflationsrate werde „noch geraume Zeit merklich“ über der
angestrebten Marke von zwei Prozent bleiben und sich 2009 „nur allmählich
abschwächen“, hieß es im EZB-Monatsbericht für Juni. Im der Eurozone sind
die Verbraucherpreise während dieses Zeitraums so stark gestiegen wie noch
nie.
In den nächsten Monaten könnte der Teuerungsdruck sogar noch
zunehmen, fürchten die Währungshüter. Es bestehe insbesondere die Gefahr,
dass die Energie- und Lebensmittelpreise weiter anziehen. Die EZB warnt die
Tarifpartner davor, die starke Teuerung für übermäßige Lohnerhöhungen zu
nutzen und so eine Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen.
Wegen der hohen Inflation hatte die Zentralbank ihren Leitzins zum ersten Mal seit 13 Monaten heraufgesetzt. Er wurde von 4,0 auf 4,25 Prozent angehoben. Die EZB verspricht sich davon mehr Preisstabilität, weil es für Banken teurer wird, sich bei der Notenbank mit frischem Geld einzudecken. Dadurch steigen die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher, was Investitionen und Konsum und damit den Preisauftrieb dämpft. Nachteil: Auch die Konjunktur kann dadurch einen Dämpfer bekommen.
Die Sorge der Deutschen wegen der Teuerung
steigt. Preise und Kaufkraft sehen laut einer Umfrage 37 Prozent der
Bundesbürger als dringendste Aufgabe der Politik an. Im vergangenen Jahr
hatten diese Auffassung nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung
(GfK)