Verdi kritisiert "Kahlschlag" bei Lieferkettenregulierung
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Foto: Beek100
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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisiert einen ihrer Ansicht nach bevorstehenden "Kahlschlag" bei der Lieferkettenregulierung. Die am Mittwoch vorgestellten Pläne der EU-Kommission zur Vereinheitlichung von Nachhaltigkeitsvorgaben für europäische Unternehmen lehnt die Gewerkschaft ab.
"Die EU-Kommission ist vor der europäischen Wirtschaftslobby
eingeknickt", sagte Verdi-Chef Frank Werneke. Das sei Deregulierung pur,
zulasten von Arbeitnehmern und der Umwelt. Was die Kommission plane,
sei eine Entkernung der europäischen Lieferkettenrichtlinie und eine
massive Einschränkung des Anwendungsbereichs der Richtlinie zur
Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Zuvor hatte die EU-Kommission
ihre Pläne zum sogenannten Omnibus-Verfahren vorgestellt und damit der
seit Monaten anhaltenden Kritik von Wirtschaftsverbänden an angeblich
überbordender Bürokratie nachgegeben. In Bezug auf die
Lieferkettenrichtlinie wolle die Kommission, ähnlich wie im deutschen
Lieferkettengesetz, die Sorgfaltspflichten der Unternehmen de facto auf
direkte Zulieferer begrenzen, heißt es dazu jetzt von Verdi.
Dies
führe jedoch die Idee der unternehmerischen Sorgfaltspflichten ad
absurdum. "Die weit überwiegende Mehrheit von Menschenrechtsverletzungen
findet tiefer in der Lieferkette statt", sagte Werneke. Außerdem wolle
die Kommission unter anderem die zivilrechtliche Haftung wieder
abschaffen und Gewerkschaften und NGOs die Möglichkeit nehmen, Opfer vor
Gericht zu vertreten. Zivilrechtliche Haftung und kollektive
Klagemöglichkeiten seien aber notwendig, um Betroffenen Zugang zu Recht
zu ermöglichen. Ohne das Risiko, verklagt zu werden, sei der Anreiz für
Unternehmen, gegen Menschenrechtsverstöße in ihren Lieferketten
vorzugehen, deutlich geringer, so Werneke.
Bei der
Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) will die Kommission unter
anderem den Anwendungsbereich auf Unternehmen mit mindestens 1.000
Beschäftigten verringern und damit schätzungsweise 90 Prozent der
ursprünglich erfassten Unternehmen von der Berichterstattungspflicht
befreien. Damit sei aber bei den allermeisten Unternehmen nicht mehr
überprüfbar, ob sie sich an ihre Sorgfaltspflichten entlang der
Lieferketten hielten, sagte der Verdi-Vorsitzende. Dies alles unter dem
Vorwand von Bürokratieabbau zu streichen, sei ein Hohn für all die
Menschen, die entlang der Lieferketten unter verantwortungslosem Handeln
von Unternehmen leiden. Menschenrechte dürften nicht dem Gejammer von
Wirtschaftsverbänden geopfert werden, so der Verdi-Chef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur