Betriebsrat der Commerzbank fühlt sich brüskiert
Archivmeldung vom 25.01.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Betriebsrat der Commerzbank läuft gegen die Sparpläne der Konzernführung Sturm. Nach Lesart der Arbeitnehmervertreter sollen im defizitären Privatkundengeschäft der Bank bis zu 30 Prozent der Stellen wegfallen und die verbleibenden Mitarbeiter teilweise deutlich schlechter bezahlt werden. "Die Pläne sind für uns nicht einmal verhandelbar, da muss sich der Arbeitgeber erst einmal bewegen", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Tschäge der "Welt".
Nach Angaben der Arbeitnehmervertreter will die Bank nicht nur 4.000 bis 6.000 Stellen streichen, sondern verbleibende Mitarbeiter teilweise auch in niedrigere Tarifgruppen einordnen. Daraus ergäben sich Gehaltseinbußen von mehreren hundert Euro pro Person und Monat. "Gegen diese Pläne wird es von uns erheblichen Widerstand geben, aus unserer Sicht ist das ein klarer Tarifbruch", sagte Tschäge. Eine Banksprecherin wollte sich zu den angeblichen Umgruppierungs-Plänen nicht äußern.
Die Betriebsräte werfen der Bankführung obendrein schlechten Stil vor. Der Konzern hatte am Donnerstag bekannt gegeben, 4.000 bis 6.000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2016 streichen zu wollen. Damit bestätigten sich Größenordnungen, die schon in der Öffentlichkeit kursierten. Bereits zuvor hatte Privatkundenvorstand Martin Zielke betont, der Abbau könnte geringer ausfallen, wenn die Arbeitnehmer der Bank entgegenkämen, indem sie etwa längere Öffnungszeiten akzeptierten. "Wir fühlen uns durch das Vorgehen brüskiert", sagte Tschäge. "Bereits über die Medien Druck aufzubauen, noch ehe man mit den zuständigen Gremien gesprochen hat, das gehört sich nicht."
Commerzbank sitzt auf Milliarden - und baut Tausende Stellen ab
Die Notwendigkeit des Abbaus von bis zu 6000 Stellen bei der Commerzbank wird im Hause selbst angezweifelt. Wie die Tageszeitung "neues deutschland" aus internen Bankkreisen in Frankfurt (Main) erfuhr, geht es der Commerzbank finanziell besser als angenommen: Vorstandsvorsitzender Martin Blessing verfüge demnach über einen Finanzpuffer von 16 Milliarden Euro, der aber für den Fall einer Griechenlandpleite zurückgehalten werde, um nicht wieder vom Staat gerettet werden zu müssen. »Es geht nicht um die Leute«, klagt der Insider, »sondern um die Reputation der Vorstände und deren Gehälter«, berichtet die Zeitung in ihrer Freitagausgabe.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / neues deutschland (ots)