Überhitzte Edelmetall-Preise
Archivmeldung vom 01.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnleger sollten mit einer gesunden Portion Skepsis an Investitionsobjekte herangehen, die fast einhellig aufgrund ihrer angeblich unzweifelhaft positiven Aussichten empfohlen werden. Dies gilt momentan für Gold und noch mehr für Silber.
Zwar
gestehen Analysten zu, dass die Edelmetalle nach der jüngsten Rally
anfällig für eine Konsolidierung seien, doch gebe es keine Anzeichen
für einen unmittelbar bevorstehenden Ausverkauf. Eine Korrektur nach
einem so markanten Anstieg wie nun bei Gold und Silber zeichnet sich
allerdings gerade dadurch aus, dass sie ohne Vorwarnung beginnt und
scharf ist.
Bei Gold sollte das kurzfristige Chance-Risiko-Verhältnis wohl
bedacht werden. Seriöse Marktbeobachter setzen Zielmarken bei
600Dollar pro Feinunze. Am Spotmarkt ist der Preis bereits auf
589Dollar geklettert - der höchste Stand seit gut 25 Jahren. Damals
hatte der Kalte Krieg infolge des Einmarsches sowjetischer Truppen in
Afghanistan einen Höhepunkt erreicht, der Investoren in "sichere
Häfen" trieb. Auch heute gilt Gold wieder als sicherer Hafen - vor
einer Dollar-Schwäche (in der Regel verhält sich der Goldpreis zum
Greenback wie eine Währung), vor Inflation, geopolitischen Risiken
(Iran) und fallenden Renditen am Aktien- und Anleihemarkt. Die
Hauptursache für die jüngste Rally-Ende der Vorwoche lag der
Goldpreis bei 545 Dollar, also 7% niedriger als jetzt - ist die Angst
vor einer weiteren Abwertung der US-Währung, etwa wegen der
erwarteten Entwicklung der Leitzinsen dies- und jenseits des
Atlantiks.
Und Silber? Am Freitag kostete eine Unze in der Spitze 11,92
Dollar, so viel wie seit 1983 nicht mehr. Hintergrund des jüngsten
Preissprungs ist ein vor der Einführung stehender börsennotierter
Fonds. Barclays hat bei der US-Finanzmarktaufsicht die Genehmigung
zur Auflage eines ETF beantragt, der an den Silberpreis gekoppelt
ist. Stimmt die SEC zu, kommt es am Silbermarkt zu einem physischen
Nachfrageschub. Ein Teilerfolg bei der SEC am 21.März führte binnen
acht Handelstagen zu einem Anstieg um 11%. Eine solch starke
Aufwärtsdynamik birgt die Gefahr einer entsprechend scharfen
Korrektur. Die an den Terminmärkten aufgebauten sehr hohen
Long-Positionen sollten Anlegern, die jetzt noch auf den fahrenden
Zug aufspringen wollen, ebenso als Warnsignal dienen wie der 4%ige
Rückgang im Handelsverlauf am Freitag.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung