Rüstungskonzern-Chef fordert europäischen Verteidigungsfonds
Der Chef des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo, Roberto Cingolani, will sich für eine intensivere Zusammenarbeit innerhalb der Branche einsetzen. "Wir wollen Allianzen in der europäischen Verteidigungsindustrie vorantreiben", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Europas Unternehmen seien zwar "groß, aber längst nicht so groß wie etwa
US-amerikanische Unternehmen". Daher habe sich sein Unternehmen das
strategische Ziel verordnet, "europäische Giganten zu schaffen, die auf
Kooperation gründen".
Leonardo hat erst im vergangenen Oktober
die Verträge für ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Düsseldorfer
Panzerhersteller Rheinmetall unterzeichnet und ist mit knapp 23 Prozent
Großaktionär beim Münchner Sensorik-Experten und Rüstungsunternehmen
Hensoldt. Außerdem sind die Italiener unter anderem am Bau der Kampfjets
F-35 und Eurofighter beteiligt.
Cingolani zufolge investiere
Europa "gar nicht so wenig in seine Verteidigung". Das Problem jedoch
sei die Effizienz nationaler Verteidigungsausgaben. "Nicht wie viel wir
investieren ist wichtig, sondern wie wir investieren", so der Manager
aus Rom. "Jeder arbeitet an seiner eigenen Strategie und seinen eigenen
Waffensystemen und Plattformen", diese Arbeit müsse besser koordiniert
werden. Die Ernennung eines EU-Kommissars für Verteidigung sei ein
"wichtiger Schritt nach vorn", nun brauche man allerdings auch einen
gemeinsamen europäischen Verteidigungshaushalt, um die Investitionen zu
bündeln. "Sie können in ein löchriges Fass noch so viel Wasser gießen,
immer mehr und immer mehr - es läuft an allen Seiten eh wieder heraus",
so der Manager. Ziel müsse nun sein, "von einer Finanzierung durch die
nationalen Haushalte auf einen europäischen Fonds" umzusteigen. Dies sei
"keine banale Angelegenheit" und gehe "nicht von heute auf morgen". Man
habe allerdings "auch keine zehn Jahre mehr Zeit für solche Schritte".
Leonardo
ist unter anderem in den Bereichen Elektronik, Cybersicherheit und
Luft- und Raumfahrt aktiv. "Wäre Leonardo ein Sportler, wären wir
vermutlich ein Zehnkämpfer", sagte Cingolani. "Wir machen Hochsprung,
Weitsprung, 100-Meter-Lauf, Kugelstoßen." Beim Decathlon sei man
"vielleicht in keiner dieser Disziplinen Weltmeister. Aber man ist immer
unter den ersten fünf, und vor allem: Man kann alles."
Quelle: dts Nachrichtenagentur