Bundesbank erwartet schwere wirtschaftliche Folgen durch den Krieg
Archivmeldung vom 16.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. "Jetzt erleben wir schmerzhaft, wie abhängig wir von russischen Rohstoffen sind", sagte er dem "Handelsblatt".
Wirtschaft
und Politik wollten diese Abhängigkeit nun reduzieren. "Das bedeutet
einen großen, anhaltenden Umbauprozess. Er überschneidet sich mit der
Energiewende, soll aber deutlich schneller ablaufen." Dennoch rechnet
Nagel nicht mit einer Stagflation, also einem Szenario hoher Inflation
und wirtschaftlicher Schwäche.
"Eine Stagflation erwarte ich
derzeit nicht, auch wenn die Auswirkungen des Kriegs die Inflationsrate
erhöhen und das Wirtschaftswachstum schwächen werden." Gegenwärtig gebe
es "keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale", bei der sich beide
Faktoren gegenseitig verstärken. Zudem erwarte die Bundesbank weiter
einen Aufschwung, der sich nun aber wohl verzögern werde. Nagel bewertet
die Entscheidungen der EZB auf ihrer Ratssitzung in der vergangenen
Woche als "guten und ausgewogenen Beschluss".
Die Notenbank
hatte dort ein Ende ihrer Anleihezukäufe in diesem Jahr angedeutet. Er
habe schon bei früheren Gelegenheiten deutlich gemacht, wie ernst er den
Anstieg der Inflation nehme. "Wir sollten die Normalisierung unserer
Geldpolitik im Blick haben." Der Beschluss beinhaltet auch, dass die
erste Zinserhöhung "einige Zeit" nach dem Ende der Anleihezukäufe
erfolgen soll.
Damit solle verdeutlicht werden, dass sich die
EZB offenhalte, wann sie die Leitzinsen erhöhen wolle. "Ich finde es
angesichts der hohen Unsicherheit sehr wichtig, dass wir uns nicht
vorfestlegen, sondern beweglich bleiben." Sich selbst sieht Nagel als
"Teamplayer im EZB-Rat, der aber auch kontroverse inhaltliche
Diskussionen nicht scheut."
Quelle: dts Nachrichtenagentur