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US-Spitzen-Ökonom: Deutschland steht schlechter da als die Deutschen denken

Archivmeldung vom 15.06.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.06.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Adam Posen addresses Warwick Economics Summit 2012
Adam Posen addresses Warwick Economics Summit 2012

Foto: Wyap91
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der US-Spitzen-Ökonom Adam Posen warnt, dass die deutsche Wirtschaft in schlechterer Verfassung sei, als vielfach angenommen. "Es gibt keine Belege für eine besonders Industrie-Erfolgsgeschichte Deutschlands", schreibt Posen in einem Gastbeitrag für "Die Welt". Die hohe Wettbewerbsfähigkeit und das derzeitige Job-Wunder seien erkauft durch niedrige Löhne und eine Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen. Das sei der falsche Weg für ein wohlhabendes Industrieland.

"Billige Arbeit ist der Hauptgrund des deutschen Exporterfolgs der letzten zwölf Jahre", sagt Posen. "Aber billige Arbeit ist keine Basis auf der reiche Länder miteinander konkurrieren sollten." Posen warnt, dass deutsche Unternehmen es in den vergangenen Jahren versäumt haben, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch technologischen Fortschritt und mehr Bildung zu steigern. "Idealerweise sollte ein wohlhabendes Hochtechnologieland seine Wettbewerbsposition verteidigen, indem es durch Forschung und Entwicklung, sowie durch Investitionen technologisch führend bleibt. Doch die Investitionen gehen in Deutschland zurück", schreibt Posen. Die deutsche Investitionsquote liegt deutlich unter denen der restlichen G7-Staaten.

Posen kritisiert auch, dass Deutschland es versäumt, seine Arbeitnehmer gut auszubilden. "Das Ergebnis ist, dass das Produktivitätswachstum in Deutschland verglichen mit seinen Wettbewerbern niedrig ist und nicht etwa hoch", sagt Posen. Der Top-Ökonom fordert deshalb eine ganze Reihe von Reformen hierzulande: Unter anderem müssten der Dienstleistungssektor reguliert werden, der Zugang zu den Hochschulen leichter werden und die Unternehmenssteuern so reformiert werden, dass Firmen gezwungen sind, ihre vergleichsweise hohen Geldbestände zu investieren, in höhere Löhne zu stecken oder den Anteilseignern auszuzahlen.

Adam S. Posen ist Präsident des Peterson Institute for International Economics, einem der angesehensten Think Tanks der USA. Posen gilt als einer der weltweit führenden Experten für Geld- und Fiskalpolitik und als ausgesprochener Deutschland-Kenner.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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