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Sind 29 Prozent von 82.700 Euro moralisch?

Archivmeldung vom 20.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Josef Ackermann war einer der ersten Banker, der auf seine Boni verzichtet hat. Jetzt folgen ihm die Vorstände von Commerzbank und Postbank - vielleicht wegen der heftigen Kritik aus der Gesellschaft. Doch auch ohne die Boni leben die Banker nicht schlecht.

Nach dem Jahresverlust von 821 Millionen Euro will der Vorstand der Postbank auf seine Boni verzichten. Das kündigte Postbank-Chef Wolfgang Klein heute bei der Vorlage der Bilanzzahlen für 2008 an. Doch würden andere Führungskräfte eine Prämie erhalten. Begründung: Deren Boni seien nicht nur von den Gewinnen abhängig, sondern von individuellen Zielen wie die Steigerung der Kundenzahl oder der Kreditabschlüsse des jeweiligen Managers.

Bei der Commerzbank wurde bereits eine ähnliche Entscheidung getroffen. Nach einem Verlust von 378 Millionen Euro vor Steuern kündigte Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Eric Strutz gestern an, dass die Commerzbank-Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder in diesem Jahr keine Boni erhalten. Die Mitarbeiter bekämen nur eine individuelle Anerkennung für geleistete Mehrarbeit sowie einzelvertraglich geregelte Gehaltsbestandteile. Auf die Bonuszahlungen der übernommenen Dresdner Bank hat die Commerzbank allerdings noch keinen bindenden Einfluss. Hier hofft der Finanzvorstand auf den guten Willen der Mitarbeiter, zumindest in den Bereichen kein Geld anzunehmen, «wo Geld versenkt wurde».

Die Äußerungen aus den beiden Kredithäusern machen deutlich: In Deutschland ist die Debatte um die moralische Vertretbarkeit von Banker-Boni in Krisenzeiten voll entbrannt.

Einen guten Willen zeigte auch der ehemalige Chef der Dresdner Bank, Herbert Walter. Obwohl er lange an seinen Bonuszahlungen festgehalten hatte, verkündete er in der vergangenen Woche seinen Verzicht. Brav begründete er seinen Schritt mit Verlusten, die die Bank durch die Finanzkrise erlitten hat. Im vergangenen Oktober hatten bereits Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und seine Vorstandskollegen ihren Verzicht auf mehrere Millionen Euro Bonuszahlungen angekündigt. Mitten in der Debatte um das milliardenschwere staatliche Rettungspaket für die gebeutelte Finanzbranche erklärte Ackermann, er wolle «ein ganz persönliches Zeichen der Solidarität setzen».

Während der Dresdner Bank-Chef Herbert Walter eingelenkt hatte, wollen viele Investmentbanker der Dresdner Kleinwort bis heute keinen guten Willen zeigen - und das, obwohl besonders dieser Bereich ein Milliardenminus zu verantworten hat. Bis zuletzt pochten sie vehement auf versprochene Boni im Gesamtvolumen von rund 400 Millionen Euro. Der 48-jährige Chef der Dresdner Kleinwort, Stefan Jentzsch, wollte gar vor Gericht gehen. Obwohl er nach heftiger Kritik davon abgelassen hat, bestehen die meisten der insgesamt 18 Kleinwort-Banker nach Angaben des Spiegel weiterhin auf ihr Geld. Wieiviel sie am Ende bekommen werden, ist bis jetzt unklar. Etwa 30 Prozent der umstrittenen 400 Millionen Euro sind fest zugesagt, sagte Eric Strutz bei einer Telefonkonferenz mit dem Nachrichtenmagazin. An die 120 Millionen Euro sind den Investmentbankern demnach sicher.

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