Ackermann räumt Mitschuld der Bankmanager ein
Archivmeldung vom 30.12.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakJosef Ackermann zeigt späte Reue: Im ARD-Jahresrückblick räumte der Deutsche-Bank-Chef ein, dass der Bankenvorstand eine Mitschuld an der Krise anerkenne. Der Verzicht auf Boni sei ein Zeichen dafür. Ackermann gab auch zu, das "volle Ausmaß" der Krise zunächst nicht gesehen zu haben.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht den viel kritisierten Bonusverzicht des Bankvorstandes auch als ein Zeichen, "dass wir unsere Mitschuld anerkennen". Eine förmliche Entschuldigung wollte Ackermann am Montagabend im ARD-Jahresrückblick jedoch nicht aussprechen. Vielmehr sagte er: "Wir haben alle Fehler gemacht." Nichtsdestotrotz hätten aber viele Mitarbeiter toll gearbeitet.Als Konsequenz aus der Finanzkrise hatten Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank im Oktober geschlossen auf ihre Bonuszahlungen für das laufende Geschäftsjahr verzichtet. Ackermann sprach damals davon, er wolle "ein ganz persönliches Zeichen der Solidarität setzen". Jetzt präzisierte er, der Vorstand werde lediglich das Basisgehalt beziehen. 2007 hatten die vier Vorstandsmitglieder insgesamt 33,2 Millionen Euro erhalten, 28,8 Millionen Euro davon waren erfolgsbezogene Vergütungen.
Der Bonusverzicht war insbesondere in der Politik auf heftige Kritik gestoßen. Es hieß, die Bankmanager hätten angesichts der schlechten Geschäftszahlen ohnehin keine Boni erhalten. SPD-Fraktionschef Peter Struck bezeichnete die Ankündigung Ackermanns damals als "peinlichen Vorgang".
Im ARD-Jahresrückblick räumte Ackermann nun ein, die Krise seiner Branche zeitweise unterschätzt zu haben. Er habe das "volle Ausmaß" zunächst nicht gesehen. Die Zuversicht sei aber mit dem Kollaps der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers Mitte September beseitigt gewesen.
Der Deutsche-Bank-Chef lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit von Zentralbanken, Regierungen, Banken und Kunden zur Bewältigung der Krise. Wenn dies weiter anhalte, sei er zuversichtlich. Wichtig sei insgesamt: "Alle müssen daraus lernen."
Lafontaine fordert härtere Bestrafung von Managern
Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine forderte derweil eine stärkere Bestrafung von Spitzenmanagern für wirtschaftliche Fehlleistungen. "Es gibt ein neues Kapitalverbrechen. Das besteht nicht in Mord und Totschlag, sondern darin, dass man Milliarden veruntreut", sagte er der Tageszeitung "Die Welt". "Das darf nicht folgenlos bleiben."
Lafontaine gibt damit Peter Sodann, dem Kandidaten der Linken für das Bundespräsidentenamt, Rückendeckung. Der hatte Ackermann wegen den Folgen der Finanzkrise verhaften wollen. Sodann habe etwas zum Ausdruck gebracht, was viel zu wenig reflektiert werde, sagte Lafontaine. "Wenn einer 100 Euro klaut, dann wird er bestraft. Wenn einer Milliarden veruntreut, wird er mit einem goldenen Fallschirm belohnt."
Inzwischen haben in Deutschland offenbar mehr Banken als bislang bekannt Hilfen aus dem staatlichen Rettungsfonds beantragt. "Wir haben mittlerweile 15 Anträge auf Eigenkapitalhilfen", sagte der CDU-Finanzexperte Otto Bernhardt dem "Handelsblatt". Würden die Hilfen genehmigt, wäre bereits rund die Hälfte der für diesen Zweck zur Verfügung stehenden 80 Milliarden Euro aufgebraucht.
Bislang war lediglich bekannt, dass sich die Commerzbank um Mittel in Höhe von 8,2 Milliarden Euro aus dem Rettungsfonds Soffin bemüht hatte. Andere Banken, darunter der Staats- und Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, die HSH Nordbank, die BayernLB und die VW-Bank, haben bisher lediglich Garantien beantragt.