Stromerzeugung im 1. Halbjahr 2022: 17,2 % mehr Kohlestrom als im Vorjahreszeitraum
Archivmeldung vom 07.09.2022
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer im 1. Halbjahr 2022 in Deutschland erzeugte und ins Stromnetz eingespeiste Strom stammte zu knapp einem Drittel (31,4 %) aus Kohlekraftwerken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, nahm die Einspeisung von Kohlestrom im Vergleich zu 1. Halbjahr 2021 um 17,2 % zu. Damit wuchs die Bedeutung von Kohlestrom für die Energieversorgung in Deutschland weiter, wenngleich die aus konventionellen Energieträgern erzeugte Strommenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,1 % auf einen Anteil von 51,5 % des eingespeisten Stroms zurückging (1. Halbjahr 2021: 56,2 %). Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg um 12,1 % auf einen Anteil von 48,5 % (1. Halbjahr 2021: 43,8 %). Insgesamt wurden im 1.Halbjahr 2022 in Deutschland 263,2 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Das waren 1,3 % mehr als im 1. Halbjahr 2021.
17,9 % weniger Strom aus Erdgas als im 1. Halbjahr 2021
Während die Kohle wie bereits im 1. Halbjahr und im Gesamtjahr 2021 der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung war, nahm die Bedeutung von Erdgas weiter ab. Die Stromerzeugung aus Erdgas ging im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 17,9 % auf einen Anteil von nur noch 11,7 % der eingespeisten Strommenge zurück (1. Halbjahr 2021: 14,4 %). Noch deutlicher war die gegenläufige Entwicklung bei Kohle und Erdgas, wenn nur das 2. Quartal 2022 betrachtet wird: In diesem Zeitraum stieg die Einspeisung von Kohlestrom im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23,5 % auf einen Anteil von 31,3 % der gesamten Strommenge, während die Stromerzeugung aus Erdgas um 19,3 % auf einen Anteil von 10,0 % zurückging.
50,8 % weniger Strom aus Kernenergie nach Abschaltung dreier Kernkraftwerke
Die Stromerzeugung aus Kernenergie verringerte sich im 1. Halbjahr 2022 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 um 50,8 % auf einen Anteil von 6,0 % an der eingespeisten Strommenge (1. Halbjahr 2021: 12,4 %). Der Grund für den deutlichen Rückgang ist die Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke zum Jahresende 2021 im Rahmen des Ausstiegs aus der Atomenergie.
12,1 % mehr Strom aus erneuerbaren Energien
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 deutlich um 12,1 %. Dabei stieg die Einspeisung aus Windkraft um 18,1 % auf einen Anteil von 25,7 % an der eingespeisten Strommenge (1. Halbjahr 2021: 22,1 %). Die Einspeisung aus Photovoltaik stieg um 20,1 % auf einen Anteil von 11,2 % (1. Halbjahr 2021: 9,4 %). Der hohe Anstieg bei der Windkraft ist vor allem auf das windarme 1. Quartal 2021 zurückzuführen. Der hohe Anstieg bei der Photovoltaik lag hauptsächlich an der ungewöhnlich hohen Zahl an Sonnenstunden im 1. Halbjahr 2022. Zusammengenommen stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 43,8 % im 1. Halbjahr 2021 auf 48,5 % im 1. Halbjahr 2022.
Erstmals Exportüberschuss bei Strom gegenüber Frankreich
Die nach Deutschland importierte Strommenge ist im 1. Halbjahr 2022 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 um 9,1 % gesunken. Besonders deutlich waren die Rückgänge mit -58,9 % bei den Stromimporten aus Frankreich. Das 1. Halbjahr 2022 war auch das erste Halbjahr seit Beginn der Statistik im Jahr 1990, in dem Deutschland mehr Strom nach Frankreich exportierte als Strom aus Frankreich zu importieren. Die insgesamt aus Deutschland exportierte Strommenge stieg im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 um 14,5 %. Damit vergrößerte sich der deutsche Exportüberschuss deutlich auf jetzt 16,3 Milliarden Kilowattstunden.
Methodische Hinweise:
In der Statistik erfasst werden alle Kraftwerke und Erzeugungsanlagen in Deutschland, die Strom in das Netz für die allgemeine Versorgung einspeisen. Nicht enthalten ist Strom, der in Industriekraftwerken erzeugt und direkt in den Industriebetrieben wieder verbraucht wird. Die im Inland erzeugte und ins Netz eingespeiste Strommenge ist auch deshalb nicht gleichzusetzen mit dem Stromverbrauch, da auf dem Weg zu den Verbrauchsstellen sogenannte Netzverluste auftreten sowie der Saldo aus Stromimporten und -exporten berücksichtigt werden muss.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)