Produktion in Deutschland lohnt nicht mehr: Erzeugerpreise im September 2022: +45,8% gegenüber September 2021
Archivmeldung vom 20.10.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im September 2022 um 45,8 % höher als im September 2021. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war die Vorjahresveränderungsrate damit genauso hoch wie im August 2022. Somit wurden im August und September 2022 die höchsten Anstiege der Erzeugerpreise gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gemessen.
Im Juli hatte die Vorjahresveränderungsrate bei +37,2 % gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im September 2022 um 2,3 % und damit weniger stark als im August 2022, als mit +7,9 % gegenüber Juli 2022 der höchste Anstieg gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Erhebung gemessen worden war.
Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie, bedingt durch den hohen Wägungsanteil von Energie am Gesamtindex, kombiniert mit außergewöhnlich hohen Preisveränderungen. Die Energiepreise waren im September 2022 im Durchschnitt 132,2 % höher als im Vorjahresmonat. Zudem stiegen, teilweise infolge der enormen Preissteigerungen für Energie, auch die Preise für Vorleistungsgüter (+16,8 %), Investitionsgüter (+7,8 %) sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (10,9 % und 18,3 %) deutlich.
Energie: Industrie zahlt mehr als dreieinhalb Mal so viel für Erdgas wie im Vorjahr
Den höchsten Einfluss auf den Anstieg der Energiepreise gegenüber dem Vorjahresmonat hatten im September 2022 die Preissteigerungen für Erdgas in der Verteilung mit einem Plus von 192,4 % und für elektrischen Strom mit einem Plus von 158,3 %.
Strom kostete für Weiterverteiler 259,8 % mehr als ein Jahr zuvor, Sondervertragskunden mussten 148,9 % mehr zahlen. Für gewerbliche Anlagen, für die häufig tarifgebundene Verträge gelten, waren die Preise 17,4 % höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom, über alle Abnehmergruppen betrachtet, im September 2022 um 3,5 %.
Erdgas in der Verteilung kostete fast drei Mal so viel wie im September 2021 (+192,4 %). Industrieabnehmer zahlten für Erdgas 264,8 % mehr als ein Jahr zuvor. Für Kraftwerke war Erdgas 233,1 % und für Wiederverkäufer 199,9 % teurer. Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Erdgaspreise etwas weniger stark, waren aber jeweils etwa doppelt so hoch wie im Vorjahr (Handel und Gewerbe +111,0 %, Haushalte +95,1 %). Gegenüber dem Vormonat August 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 6,6 % teurer.
Mineralölerzeugnisse waren 42,9 % teurer als im September 2021, gegenüber August 2022 stiegen die Preise um 5,9 %. Leichtes Heizöl kostete 84,4 % mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 38,6 % mehr.
Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,0 % höher als im September 2021 (+0,4 % gegenüber August 2022).
Vorleistungsgüter: Hohe Preissteigerungen vor allem bei Metallen und chemischen Grundstoffen
Vorleistungsgüter waren im September 2022 um 16,8 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber August 2022 sanken diese Preise leicht um 0,1 %. Hauptverantwortlich für die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat in diesem Bereich waren die Preissteigerungen für Metalle um 18,1 %. Gegenüber dem Vormonat August 2022 sanken diese Preise jedoch um 0,3 %. Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren 19,8 % teurer als im September 2021, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten im Vorjahresvergleich 15,0 % mehr.
Chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 33,5 %. Besonders hoch waren die Preisanstiege bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit +113,5 %. Das für die Düngemittelherstellung wichtige Vorprodukt Ammoniak war mehr als drei Mal so teuer wie im September 2021 (+208,7 %).
Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten stiegen binnen Jahresfrist um 144,3 %, Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln fast gleich stark um 144,5 %. Zeitungsdruckpapier verteuerte sich um 90,4 %. Getreidemehl war 44,3 % teurer als im September 2021, Futtermittel für Nutztiere kosteten 34,7 % mehr.
Niedriger als im Vorjahresmonat waren bei den Vorleistungsgütern die Preise für Holz insgesamt (-14,3 %) und metallische Sekundärrohstoffe (-9,0 %).
Verbrauchs- und Gebrauchsgüter: Hohe Preisanstiege bei Fleisch und Milchprodukten
Die Preise für Verbrauchsgüter waren im September 2022 um 18,3 % höher als im September 2021 und stiegen gegenüber August 2022 um 1,3 %. Nahrungsmittel waren 24,2 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+72,2 % gegenüber September 2021), Schweinefleisch (+46,3 %), Käse und Quark (+39,7 %) sowie Milch (+37,5 %). Die Preise für unbehandelte pflanzliche Öle waren 35,7 % höher als im September 2021, sie waren im Vormonatsvergleich zum vierten Mal in Folge gesunken. Kaffee war 32,0 % teurer als vor einem Jahr.
Die Preise für Gebrauchsgüter waren im September 2022 um 10,9 % höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+13,6 %).
Investitionsgüter kosteten 7,8 % mehr als im Vorjahr. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber September 2021 hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,1 %, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+6,3 %). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für Metallkonstruktionen (+18,4 %) und Ventilatoren (+17,9 %).
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)