Kaupthing schuldet Gläubigern 40 Milliarden Euro
Archivmeldung vom 29.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Drama für die Gläubiger der im Oktober 2008 kollabierten isländischen Kaupthing Bank scheint sich auszuweiten. Angaben des Abwicklungskomitees der Bank nach summieren sich die Forderungen aus 119 Ländern inzwischen auf umgerechnet 40 Mrd. Euro.
Fachleute befürchten, dass viele Gläubiger von diesem Betrag, der viermal so hoch ist wie das Bruttoinlandsprodukt Islands, am Ende aber nicht viel zurückbekommen werden. Zu den größten Einzelgläubigern gehört Medienberichten nach vor allem die Deutsche Bank.
Deutsche Bank pocht auf 5,3 Mrd. Euro
"Angesichts der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wäre es endlich an der Zeit, dass die beim G20-Gipfel verabschiedeten Maßnahmen zur Stärkung des Risikomanagements bei Banken umgesetzt werden", verdeutlicht Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, gegenüber pressetext. Das Hauptproblem liegt hierbei vor allem in der nationalen Umsetzung der Beschlüsse, meint der Experte. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach hat allein Deutschlands größte Privatbank rund 50 Forderungen im Wert von zusammen 5,3 Mrd. Euro angemeldet.
Abschreibungen drohen der Deutschen Bank Branchenkennern nach jedoch nicht. Denn wäre dem Institut wirklich ein Abschreibungsbedarf entstanden, dann hätte es diesen bereits 2008 mit der Bildung entsprechender Rückstellungen managen müssen. Schließlich hatte die BaFin ein Moratorium verhängt, um die restlichen Vermögenswerte der Kaupthing Bank zu sichern. Zu den Gläubigern gehört aber auch der frühere Kaupthing-Bank-Vorstandsvorsitzende, der selbst Ansprüche von 1,4 Mio. Euro geltend macht. Der Grund sind vorenthaltene Gehälter.
Transparenz und Mitsprache in der Kritik
"Wenig Transparenz hat im Laufe der Krise mittlerweile auch zu einer tiefen Vertrauenskrise geführt", konstatiert Cabras im pressetext-Gespräch. Das dürfte sich auch jetzt nach der Pleite zeigen. So haben deutsche Finanzinstitute immer wieder über die mangelnde Transparenz und zu wenig Mitspracherecht geklagt. Stellvertretend dafür lässt sich insbesondere die Deka-Bank anführen, die gegen die Landesbanki, die einst zweitgrößte Bank Islands, sogar ein Verfahren angestrebt hat. Deren Gläubiger fordern zusammen fast sieben Mrd. Euro. Gegen die Glitnir-Bank hingegen liegen bis dato "nur" 20 Mio. Euro Forderungen vor.
Quelle: pressetext.austria (Florian Fügemann)