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Studie: Gewerkschaften werden aggressiver

Archivmeldung vom 17.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stephanie Hofschläger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschläger / pixelio.de

Die Gewerkschaften setzen in der laufenden Tarifrunde deutlich mehr auf Drohungen und Streiks als in den vergangenen zehn Jahren. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor, die der "Rheinischen Post" vorliegt. Beim sogenannten Konfliktintensitäts-Index werden Tarifauseinandersetzungen nicht wie sonst üblich allein nach ihrer Länge beurteilt. Die Forscher vergaben anhand einer siebenstufigen Skala Punkte, je nachdem, zu welchen Mitteln die Gewerkschaften griffen: Für reine Verhandlungen ohne Drohungen oder Arbeitskampf gab es beispielsweise null Punkte, für eine Drohung einen Punkt, für einen Warnstreik vier Punkte und einen Arbeitskampf sieben Punkte.

Bei den 14 Tarifverhandlungen im laufenden Jahr fielen in Summe 234 Punkte an - 16,7 im Durchschnitt und damit mehr als in jeder anderen Runde seit 2006. Verdi ist mit 146 für 62,4 Prozent aller Konfliktpunkte verantwortlich. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit stehen für jeweils zehn Prozent (23 Punkte), die IG Metall steht für 8,9 Prozent (21 Punkte). Die konfliktreichste Auseinandersetzung gab es demnach bei der Post (73 Punkte), dem Sozial- und Erziehungsdienst (40 Punkte) sowie bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa mit jeweils 23 Punkten.

Interessant: Die durchschnittlich höchste Eskalationsstufe lag bei 3,6 Punkten. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass statistisch gesehen in nahezu jeder Tarifauseinandersetzung Warnstreiks durchgeführt wurden (vier Konfliktpunkte). "Der Ton war so scharf wie lange nicht mehr", sagte Tarifexperte Lesch. Eskaliert seien die Konflikte jenseits der klassischen Lohnrunden - etwa bei der Abwehr von Ausgründungen, bei Organisationskonflikten wie zwischen der GDL und der Deutschen Bahn oder in Sondertarifrunden wie bei den Erzieherinnen.

Quelle: Rheinische Post (ots)

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