BMW und Deutsche Bank fordern wirtschaftsfreundlichere Politik
Die Vorstandschefs der Dax-Konzerne BMW und Deutsche Bank, Oliver Zipse und Christian Sewing, fordern stärker auf die Wirtschaft orientierte Entscheidungen in Berlin und Brüssel.
"EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich klar zu
Reformen bekannt, und auch in Deutschland öffnet sich nach der
Bundestagswahl Ende Februar ein Fenster für Veränderungen", sagte Sewing
der "Welt am Sonntag". Zipse ergänzte: "Niemand sollte sich ernsthaft
ein Ende der EU wünschen." Sie müsse aber Chancen aufzeigen und nicht
nur Beschränkungen. "Das ist in den letzten Jahren leider zu häufig
passiert, zum Beispiel beim Lieferkettengesetz, dem Batteriepass und bei
vielen weiteren Verwaltungsrichtlinien. Daraus können Ressentiments
entstehen."
Für Deutschland forderte Zipse einen "substanziellen
Infrastruktur- und Wachstumsfonds". Er solle Großprojekte finanzieren,
die von der Industrie vorgeschlagen werden oder direkt aus der Forschung
kommen, sagte der BMW-Chef. "In Asien und den USA ist die staatliche
Unterstützung für die Industrie selbstverständlich. Wenn Deutschland
weiter vorne mitspielen will, muss auch hier signifikant investiert
werden." Deutsche-Bank-Chef Sewing warnte davor, die Schuldenbremse zu
lockern. "Der Staat muss nicht nur seine Einnahmen, sondern auch seine
Ausgaben überprüfen. Ein attraktiverer Kapitalmarkt kann viel mehr
bewirken als neue Staatsschulden", sagte er.
Im Umgang mit
US-Präsident Donald Trump mahnten beide Manager mehr europäisches
Selbstbewusstsein an. "Gute wirtschaftliche Beziehungen zu Europa sind
auch im Interesse der USA", so Sewing. Die Ankündigungen Trumps könnten
ein Anlass sein, um miteinander zu verhandeln. "Deshalb müssen wir nicht
nur über Strukturreformen, sondern auch über ein stärkeres Europa
sprechen. Wenn wir als echter Binnenmarkt mit 450 Millionen Konsumenten
auftreten, wird uns auch der amerikanische Präsident anders wahrnehmen."
In
der Außenpolitik "nur mit erhobenem Zeigefinger aufzutreten, reicht
nicht", sagte Zipse. "Wir müssen auch unsere wirtschaftlichen Interessen
stärker vertreten." Es müsse eine Balance herrschen zwischen Werten und
den Interessen einer Exportnation.
Quelle: dts Nachrichtenagentur