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Studie: Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen wächst im Lauf des Erwerbslebens

Archivmeldung vom 04.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/EUROSTAT"
Bild: "obs/EUROSTAT"

Die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen ist eine arbeitsmarktpolitische Konstante: Laut Statistischem Bundesamt liegt sie bei 21 Prozent. Drei neue Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), über welche die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, zeigen nun, was diese Lücke hauptsächlich verursacht - und dass es auch eine Gehaltslücke im Kopf gibt, nicht nur im Arbeitsvertrag.

Auffällig sei, dass die Gehaltslücke im Laufe des Erwerbslebens rasant wächst: Bei den unter 30-Jährigen betrage sie neun Prozent, bei Beschäftigten über 50 Jahren 28 Prozent, heißt es in der DIW-Studie. Der Zeitpunkt, von dem an sich die Schere öffnet, falle mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem Frauen im Schnitt ihr erstes Kind bekommen: 30 Jahre. Auszeiten, gefolgt von längeren Teilzeitepisoden, seien "eine sehr wesentliche Ursache" für die Gehaltslücke, sagte Katharina Wrohlich, eine der Studienautorinnen, der Zeitung. Denn im Schnitt werde Teilzeitarbeit schlechter bezahlt als Vollzeit.

Bestätigt werde der Effekt durch die umgekehrte Erkenntnis, dass sich die Löhne von Frauen ohne familienbedingte Teilzeit fast identisch zu denen der Männer entwickeln. "Frauen kümmern sich nach wie vor hauptsächlich um die Sorgearbeit", so Wrohlich weiter. Zwar arbeiteten heute deutlich mehr Frauen, weil der Staat die Kinderbetreuung massiv ausgebaut habe. Der Anstieg aber bestehe komplett aus Teilzeitarbeit. "Wenn sich allein der Staat und die Frauen die Sorgearbeit teilen, wird sich das auch nicht ändern", so die Studienautorin. Um die Lohnlücke zu verkleinern, müssten Männer und Frauen ihre Arbeitsstunden in den "karriererelevanten Jahren zwischen 30 und 40 deutlich angleichen", heißt es in der DIW-Studie, über welche die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.

Kritiker heben gerne hervor, der "Gender Pay Gap" falle in sich zusammen, wenn Faktoren wie Teilzeit, Berufswahl oder Führungspositionen herausgerechnet würden. Tatsächlich bleibe aber selbst nach solchen Rechenoperationen eine "bereinigte" Lücke übrig, heißt es in der Studie weiter. Die DIW-Forscherinnen kommen in einer weiteren Studie zu dem Schluss, dass diese Lücke auf Geschlechterstereotype zurückzuführen ist: Denn ein Experiment habe gezeigt, dass sowohl Frauen als auch Männer es tatsächlich als gerecht empfinden, wenn Frauen für exakt dieselbe Arbeit ein geringeres Gehalt bekommen.

"Der als gerecht empfundene Lohn liegt demnach für Männer um rund drei Prozent höher als der als gerecht empfundene Lohn für Frauen", heißt es in der Studie. Allerdings gebe es Altersunterschiede: Unter 33-Jährige hielten noch gleich hohe Löhne für fair; erst Ältere fänden es in Ordnung, wenn Frauen weniger verdienen. Ob dies eine Generationenfrage ist oder eine im Laufe des Lebens erworben Einstellung, könne die Studie nicht beantworten. "Vermutlich ein bisschen von beidem", sagte Wrohlich. Ebenfalls herausgefunden habe das DIW in einer dritten Studie, dass vor allem junge Akademikerinnen für ihre weiteres Berufslebens viel geringere Gehaltssprünge erwarten als Jungakademiker, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Das aber könne wichtige Arbeitsentscheidungen von Frauen beeinflussen - und die Gehaltslücke verfestigen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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