Deutlicher Einbruch bei Barzahlungen
Archivmeldung vom 15.01.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttWas die Geld- und Wertdienstleister schon seit vielen Monaten tagtäglich spüren, hat die Bundesbank nun noch einmal bestätigt: Die Barzahlungen im Handel sind während der Corona-Pandemie im letzten Jahr deutlich zurückgegangen. "Dies wird dramatische Auswirkungen auf unsere Branche haben. Es droht ein massiver Arbeitsplatzabbau", kommentierte Michael Mewes, Vorstandsvorsitzender der BDGW.
Zwischen August und Oktober 2020 befragte die Deutsche Bundesbank mehr als 5.000 Bürger zu ihrem Zahlungsverhalten während der Corona-Pandemie. Den Ergebnissen zufolge erfolgten nur noch 60 Prozent aller Transaktionen in bar. Der Anteil der Barzahlungen am Gesamtwert aller Transaktionen betrug sogar nur noch 32 Prozent. Vor zwei Jahren lagen die Werte noch bei 80 bzw. 48 Prozent.
Demgegenüber haben Kartenzahlungen deutlich zugenommen, viele von ihnen erfolgten kontaktlos. Den wenigsten Verbrauchern sei aber bewusst, dass die Kreditwirtschaft für fast jede bargeldlose Zahlung mit der Girocard Gebühren erhebe, so Dr. Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer der BDGW. Das Finanzportal Biallo komme in einer ganz aktuellen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass 460 Kreditinstitute in Deutschland im Durchschnitt 0,35 Euro, in der Spitze sogar 0,75 Euro pro Bezahlvorgang berechnen. Das mit Karte bezahlte Frühstückbrötchen kann ganz schön teuer werden. Transparenz der Kreditwirtschaft: "Fehlanzeige", so Olschok.
Die Gründe, die die von der Bundesbank Befragten für die Wahl kontaktloser Zahlungsmittel angaben, sind vielfältig. Sie bestätigten aber auch einmal mehr, dass der "War on Cash" in vollem Gange sei, so der Vorsitzende Mewes. So ließen sich die Verbraucher*innen mehrheitlich von den Aufforderungen des Handels zum kontaktlosen Bezahlen leiten.
Allerdings wäre es falsch aus dem aktuellen Zahlungsverhalten der Verbraucher*innen den Schluss zu ziehen, dass diese gänzlich auf Bargeld verzichten wollten. Dies bestätigen u. a. eine YouGov-Analyse von 2020 sowie eine Studie der Bundesbank zur Bargeldverwendung in Deutschland. Letztere zeigte, dass 2018 hierzulande ca. 200 Mio. Euro gehortet wurden. "Wenn aber Bargeld nur noch gehortet und nicht mehr genutzt wird, wirkt sich dies langfristig negativ auf die Bargeldinfrastruktur und die Verfügbarkeit von Bargeld aus", sagte der BDGW-Vorsitzende.
Eine Umkehr des Zahlungsverhalten nach dem Ende der Pandemie ist derzeit nicht zu erwarten. Daher sind dramatische Auswirkungen für die Geld- und Wertdienstleister zu befürchten, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. "Der Sorgeauftrag der Bundesbank für den Euro muss neu definiert werden", so Mewes. "Dazu gehört auch die Bargeldinfrastruktur." Bargeld werde nur dann wettbewerbsfähig bleiben, wenn es auch in der Fläche verfügbar bleibe. Dies setze leistungsfähige und wirtschaftlich stabile Wertdienstleister in einer ausreichenden Zahl voraus. "Die Arbeitsteilung zwischen Bundesbank und Wertdienstleistern gehört auf den Prüfstand und muss ggf. angepasst werden", so Mewes abschließend.
Quelle: BDGW BV. Dt. Geld- und Wertdienste e.V. (ots)