Rufe nach besserer Bezahlung für "systemrelevante" Berufe
Archivmeldung vom 18.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttSozialpolitiker fordern für Berufe, die wegen der Corona-Krise als "systemrelevant" eingestuft werden, bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung. "Es wird und es muss mehr Wertschätzung für bestimmte Berufe, die offensichtlich für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind, geben", sagte Georg Nüßlein (CSU), stellvertretender Fraktionschef der Union im Bundestag und zuständig für den Bereich Gesundheit, der "Welt".
Dabei werde es aber um mehr gehen müssen als nur um mehr Achtung: "Höhere Wertschätzung wird sich dann auch in Geld, also besserem Verdienst ausdrücken müssen." Diese Einschätzung teilt auch Katja Mast, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion: "Während der Corona-Epidemie wird neu klar, wie wichtig manche Berufe sind, auf die nicht jeden Tag der Scheinwerfer leuchtet - von der Supermarktkassiererin über die Pflegekräfte und medizinisches Personal bis hin zu anderen systemrelevanten Berufen bei Polizei, Müllabfuhr und Berufe in der Energiebranche."
Nur wenn diese überlebenswichtigen Berufe attraktiver seien, gebe es künftig genügend Menschen die das machen wollten. "Denn ein Job, der in Schichten stattfindet, braucht künftig noch mehr Attraktivität. Hier haben die Politik und die Tarifpartner eine Verantwortung."
Das Problem in den Krankenhäusern seien die Arbeitsbedingungen, bestätigte Max Straubinger, Sozialpolitiker der CSU. Die ergäben sich aus dem Mangel an Personal. Eine Reduktion der Arbeitszeit hält Straubinger gleichwohl nicht für einen gangbaren Weg: "Dann haben wir noch einen größeren Personalmangel. Wir müssen mehr Leute anwerben und für diese Berufe gewinnen."
Nüßlein ist überzeugt, dass sich die Nachfrage bald wandeln werde - wegen Corona. "Das Bewusstsein dafür, welche Berufe krisensicher sind, ändert sich nun. Davon bin ich überzeugt." Nüßlein erwartet, dass sogar die Neigung ein Studium aufzunehmen, abnehmen könnte. Susanne Ferschl, Linksfraktionsvize und zuständig für den Bereich Arbeit, Soziales und Gesundheit, hat kein Verständnis dafür, dass Länder und Bundesregierung die Möglichkeit eröffnet haben, für Supermärkte auch noch die Abendöffnungszeiten auszuweiten und das Sonntagsverkaufsverkaufsverbot zu kippen. "Wir sollten die Leute, die wir so dringend brauchen, nicht schon am Anfang der Krise an ihr Limit bringen. Zudem setzen wir sie damit noch länger den Gefahren aus, die von einer Infektion ausgehen." Ferschl schlug vor, sie zumindest dafür finanzielle zu entschädigen. "Man sollte diesen Menschen, die nun teils über ihre Kräfte gefordert sind, eine Gefahrenzulage zahlen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur