Europa versinkt in Wirtschaftskriminalität
Archivmeldung vom 26.06.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOb Scheckbetrug, Unterschlagung oder Bilanzmanipulation - Europas Unternehmen verlieren durch Wirtschaftskriminalität mehr Geld als auf jedem anderen Kontinent der Welt. Die Lage hat erschreckende Ausmaße angenommen. So verliert jede Firma pro Schadensfall im Schnitt rund 600.000 Dollar, wobei vor allem Mittelständler betroffen sind. Zu diesem Fazit kommt eine neue Erhebung der Association of Certified Fraud Examiners (ACFE).
"Die weltweite Wirtschaftskrise hat zu einer Verunsicherung in den Unternehmen beigetragen und bewirkt, dass bei der Auftragsvergabe mit härteren Bandagen gekämpft wird", meint Uwe Dolata, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, gegenüber pressetext. Dem Brachenfachmann zufolge sind wirtschaftskriminelle Machenschaften je nach nationaler Gesetzeslage häufig schwer aufzudecken. "Was bekannt ist, ist nur die Spitze des Eisbergs."
Die Brisanz des Themas, mit dem europäische Betriebe tagtäglich
konfrontiert sind, zeigt sich anhand von Vergleichszahlen anderer
Regionen. Während sich der durchschnittliche Schaden international auf
etwa 160.000 Dollar summiert, ist dieser hierzulande fast viermal so
hoch. In den USA beträgt der durchschnittliche Schaden hingegen nur
105.000 Dollar. International betrachtet, büßten die Unternehmen aber
immerhin fast fünf Prozent ihrer Jahresumsätze ein.
Eigene Mitarbeiter höchstes Risiko
Die in der ACFE organisierten rund 24.000 Betrugsermittler, zu denen auch Wirtschaftsprüfer und Compliance- sowie Sicherheitsabteilungen großer Unternehmen gehören, meldeten in den vergangenen 24 Monaten 2.000 Fälle von Scheckbetrug, Falschabrechnung, Unterschlagung, Bestechung und Bilanzmanipulation. Opfer der Gauner aus den eigenen Reihen waren häufig KMU bis zu 1.000 Mitarbeiter, noch stärker jedoch Firmen mit weniger als 100 Angestellten.
"Die Mitarbeiter selbst sind in den meisten Fällen das höchste Risiko. Gerade in kleinen oder mittelständischen Firmen haben Angestellte sehr oft Zugang zu vertraulichen Informationen. Denn Gelegenheit macht schließlich Diebe", unterstreicht Christian Schaaf, Geschäftsführer der Münchner Corporate Trust Business Risk & Crisis Management GmbH, gegenüber pressetext. Krisen- und Risikomanagement würden häufig vernachlässigt.
Dass sich Investitionen in diesen Bereich unabhängig der Größe des Unternehmens auszahlen, verdeutlichen die ACFE-Zahlen. Firmen mit weniger als 100 Beschäftigten verloren im Schnitt rund 875.000 Dollar, da die Täter entweder Schecks oder Bilanzen fälschten, Leistungen über Scheinfirmen abrechneten oder bei Verkäufen in die eigene Tasche wirtschafteten. Zwischen 18 und 27 Monaten dauerte es, bis die Täter aufflogen - zumeist durch anonyme Hinweise.
Quelle: pressetext.deutschland Florian Fügemann