Forschungsinstitut IMK hebt Konjunkturprognose für 2006 deutlich an
Archivmeldung vom 11.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Zuversicht bei Konjunkturforschern wird größer. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet jetzt mit einem Plus von fast zweieinhalb Prozent für die deutsche Wirtschaft.
"Wir werden unsere
Prognose für 2006 spürbar über die Marke von 2,0 Prozent anheben -
2,4 sind im Rahmen des Möglichen", sagte Gustav Horn, Chef des
Instituts, dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). Bislang hatte das IMK
nur ein Wachstum von 1,9 Prozent erwartet.
Bei den Konjunkturforschern ging bisher nur das Kieler Institut für
Weltwirtschaft von einem derart starken Aufschwung aus - es hob vor
kurzem ebenfalls seine Prognose an. Als Grund nennen die Ökonomen die
neuen Daten des Statistischen Bundesamtes, denen zufolge der laufende
Aufschwung deutlich kräftiger ausfällt als zuvor angenommen. Das gilt
vor allem für die Investitionen im Inland. Eine Wachstumsrate von 2,4
Prozent wäre die höchste seit dem Jahr 2000 - damals legte das
deutsche Bruttoinlandsprodukt im 3,2 Prozent zu.
Allerdings warnt das IMK, dass das Wachstum schon bald wieder vorbei
sein dürfte. "2007 ist vermutlich höchstens ein Prozent Wachstum zu
erwarten", sagte Horn. Schon bisher hatte seine Schätzung bei nur 1,1
Prozent gelegen. Wegen der höheren Mehrwertsteuer werde es zu
Jahresbeginn einen deutlichen Einbruch beim Konsum geben. "Die
Realeinkommen sinken auf einen Schlag - und das auf Dauer. Das wird
unschöne Konsequenzen für den Arbeitsmarkt haben", befürchtet Horn.
Impulse aus dem Ausland, die die geringere Binnennachfrage
ausgleichen könnten, werde es nicht geben, "dazu ist die
Weltkonjunktur zu labil". Zudem rechnet Horn mit weiteren
Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank.
Angesichts dieser Prognose warnte der frühere Konjunkturchef des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vor weiteren
Steuererhöhungen. "Ich sehe die Gefahr, dass der Finanzminister
angesichts der sich bald eintrübenden Konjunktur 2008 erneut die
Steuern erhöhen wird", befand Horn mit Blick auf Ressortchef Peer
Steinbrück (SPD). "Damit würde er die Konsumschwäche weiter
zementieren und dem Aufschwung einen Bärendienst erweisen."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel