Ehemaliger Bundesinnenminister Gerhart Baum wirft VW Arroganz vor
Archivmeldung vom 04.02.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Rechtsanwalt und frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (83, FDP) hat das Vorgehen von VW im Abgas-Skandal scharf kritisiert. Dem Wirtschaftsmagazin BILANZ sagte Baum: "Die Art der Krisenbewältigung ist zeitweise hilflos gewesen. Da ist immer noch eine gewisse Arroganz mit im Spiel - statt Demut."
Baums Düsseldorfer Kanzlei vertritt VW-Fahrer und -Aktionäre, die Schadenersatz von VW fordern. Die Forderungen werden europaweit von der niederländischen Stiftung "Volkswagen Car Claim" gesammelt und durch Anwälte in den jeweiligen Ländern vertreten. Baums Kanzlei vertritt deutsche Geschädigte. Bislang hätten sich europaweit 65.000 Autobesitzer bei der Stiftung registriert, teilte Baums Kanzlei BILANZ mit.
"Der VW-Skandal steht für eine ernstzunehmende Umwelt-Krise, und zwar über VW hinaus", sagte Baum. Es gebe in Deutschland mehr Stickoxid-Tote als Verkehrstote. "Die Emissionen, die der Diesel bringt, werden zunehmend zum Problem. Wir haben es hier mit der Spitze des Eisbergs zu tun. Wir wissen ja noch nicht, ob die anderen Hersteller die Grenzwerte eingehalten haben."
Volkswagen sei von den deutschen Behörden nicht hinreichend kontrolliert worden. "Wenn wir über Regeln für die Autoindustrie sprechen, sind wir in Deutschland schnell in einer Diskussion um eine Gefährdung von Arbeitsplätzen. Das darf nicht der letzte Maßstab sein. Es geht schließlich um die Gesundheit der Bevölkerung", sagte Baum.
Der ehemalige Bundesinnenminister kritisierte, dass VW geschädigten Kunden in den USA weiter entgegen komme als den deutschen - etwa durch Zahlung von 1000 Dollar. "Die 1000 Dollar sind eine Geste des guten Willens. VW glaubt, das hier in Deutschland nicht nötig zu haben, weil der Druck nicht so hoch ist wie in den USA. Die Deutschen werden schlechter behandelt als die Amerikaner."
Das ganze Interview: www.bilanz.de/exklusiv/baum
Quelle: BILANZ (ots)