IG Metall und Fondsmanager rechnen mit Siemens-Chef Kleinfeld ab
Archivmeldung vom 04.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlGewerkschafter und Fondsmanager üben scharfe Kritik an Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. "Das letzte Geschäftsjahr war beschäftigungspolitisch eine Katastrophe", sagte der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer dem Tagesspiegel am Sonntag.
Angesichts
des Imageschadens nach dem Verkauf der Handy-Sparte an die inzwischen
insolvente BenQ und der zahlreichen Baustellen im Konzern sei "die
Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit von Siemens und damit die
Motivation vieler Mitarbeiter verloren gegangen". Schon unter
Kleinfelds Vorgänger Heinrich von Pierer, heute
Siemens-Aufsichtsratschef, seien wichtige Trends "völlig verpennt"
worden, sagte Neugebauer. An diesem Dienstag wird Siemens die
Geschäftszahlen für 2005/06 vorlegen.
Auch Investoren sind mit Kleinfeld unzufrieden. "Zum
Unternehmertum gehört eine vernünftige Rendite. In dieser Hinsicht
war 2006 wieder ein verlorenes Jahr für Siemens", sagte Henning
Gebhardt, Leiter Deutsche Aktien bei der größten deutschen
Fondsgesellschaft DWS, dem Tagesspiegel am Sonntag. Auch Union
Investment fordert mehr Tempo. "Ich erwarte von Siemens eine
Umsatzrendite, die deutlich über den aktuellen acht Prozent liegt",
sagte Fondsmanager Christoph Niesel. "Damit kann man in einer
weltwirtschaftlichen Wachstumsphase nicht zufrieden sein."
Wettbewerber wie ABB oder General Electric schafften elf oder 14
Prozent. Niesel befürchtet sogar, dass Siemens zum
Übernahme-Kandidaten werden könnte: "Siemens muss konsequent an
seiner Profitabilität arbeiten", sagte er. "Wenn man das versäumt,
dann ist man bald nicht mehr Herr seiner Geschicke und wird zum
Übernahmeziel. Und ein ausländischer Besitzer wird weitaus brutaler
vorgehen - ohne Rücksicht auf Verluste."
Bayerns IG Metall-Chef Neugebauer sieht Kleinfeld an der Siemens-Spitze gefährdet: "Wenn es in den nächsten 14 Tagen nicht zu befriedigenden Lösungen für die Arbeitnehmer bei BenQ, SBS (IT-Dienstleistungen) und Enterprise (Netzwerke) kommt, dann muss man sich wirklich fragen, ob das Tandem Kleinfeld und von Pierer das richtige Team ist."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel