Investor Kühne rechnet mit baldigem Lufthansa-Aufsichtsratsposten
Archivmeldung vom 23.08.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Investor Klaus-Michael Kühne geht davon aus, bald einen Vertreter in den Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa zu entsenden. "Das werden wir jetzt besprechen", kündigte er in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an. "Wir drängeln nicht, aber ich gehe davon aus, dass uns früher oder später ein Sitz zufällt. Mit einer solchen Beteiligung haben wir einen Anspruch darauf."
Auf die Frage, ob er dafür den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden des Fußballprofiklubs Hamburger SV Karl Gernandt im Auge habe, bestätigte Kühne: "Ja, so ist es geplant." Kühne, der vor allem für seine Beteiligungen an Kühne + Nagel und Hapag-Lloyd bekannt ist, hatte seine Anteile an der Fluggesellschaft schrittweise auf 15,01 Prozent erhöht und ist damit größter Einzelaktionär.
Obwohl der Logistikanbieter Kühne + Nagel ein großer Lufthansa-Kunde ist, erteilte das Bundeskartellamt die Genehmigung.
In der FAZ äußerte sich Kühne auch zu einer möglichen Übernahme der Beteiligung des Bundes von mittlerweile weniger als 10 Prozent: "Im Prinzip hätte ich Interesse, aber eine solche Aufstockung steht nicht zur Diskussion. Wir kämen dann auf eine Sperrminorität von 25 Prozent. Das ist politisch wohl nicht durchsetzbar."
Die Lufthansa-Führung um den Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr stand zuletzt wegen des Flugchaos im Passagiergeschäft erheblich in der Kritik. Für Kühne ist das jedoch kein Grund, auf eine Ablösung zu drängen: "Ich bin der Meinung, dass die Lufthansa insgesamt gut geführt ist." Sie habe "chronische Personalprobleme", wie die verschiedenen Streiks zeigten. "Aber daran können wir nichts ändern", sagte der Investor.
Zur Entwicklung von Hapag-Lloyd während der globalen Lieferkettenkrise, die dem Unternehmen in diesem Jahr einen Gewinn von rund 18 Milliarden Euro bringen könnte, räumte Kühne kritisch ein: "Ja, mir ist auch nicht wohl dabei. Das sind Exzesse, die man gar nicht nachvollziehen kann." Aber so sei die freie Wirtschaft. Die enormen Gewinne ergäben sich aus Angebot und Nachfrage, aus den überhöhten Frachtraten, die immer noch hingenommen würden. "Die Kunden zahlen fast jeden Preis, um ihre Waren transportiert zu bekommen und ihre Lieferketten aufrechtzuerhalten", so Kühne. Das werde aber nicht mehr lange so weitergehen. "Schon im vierten Quartal dürfte sich die Lage zu normalisieren beginnen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur