Bundesregierung will Krise bei Blohm + Voss mit Marineaufträgen dämpfen
Archivmeldung vom 19.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundesregierung prüft, wie sie der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss mit vorgezogenen Marineaufträgen zur Seite springen und so einen möglichen Verkauf verhindern kann.
Das bestätigte Johannes Kahrs, SPD-Haushalts- und Verteidigungsexperte im Bundestag, dem "Weser Kurier" (Donnerstagausgabe). "Ein Prüfauftrag ist sowohl an das Bundesverteidigungsministerium als möglichen Auftraggeber und die Marine ergangen, die ihren Bedarf für die kommenden Jahre darlegen soll", sagte er. Nach Informationen der Zeitung geht es dabei um den möglichen Bau eines vierten Einsatzgruppenversorgers. Alternativ könnten auch einige Korvetten des Typs K 131 nicht wie geplant erst ab 2015, sondern deutlich früher begonnen werden. Ausgeschlossen sei dagegen der von 2014 auf 2010 vorgezogene Bau einer neuen Fregatte F125, wie zuvor spekuliert worden war. "Das lässt sich in der Kürze der Zeit gar nicht machen", so Kahrs.
Der in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2008/2009 mit knapp einer Milliarde Euro tief ins Minus gestürzte Stahlkonzern ThyssenKrupp hatte vor einigen Tagen angekündigt, sich von Teilen seiner Marinesparte TKMS (ThyssenKrupp Marine Systems) trennen zu wollen. Neben BlohmVoss mit den drei Bereichen Reparatur, Yacht- und Maschinenbau sowie 1700 Mitarbeitern wurde auch der Bau von Containerschiffen bei HDW in Kiel zur Disposition gestellt. Weitere Details sind bislang nicht bekannt. Bestätigt wird am Konzernsitz in Düsseldorf lediglich, dass angesichts der weltweiten Krise und der Überkapazitäten im Schiffbau "Gespräche mit nationalen und internationalen Interessenten" über einen möglichen Verkauf geführt würden. Die Marinesparte ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) ist Herzstück des militärischen Schiffbaus in Deutschland. Neben Fregatten und Korvetten an den Standorten in Hamburg (Blohm + Voss) und Emden (Nordseewerke) werden in Kiel (HDW) weltweit begehrte U-Boote mit Brennstoffzellen-Technik gebaut. "Dieses Know-how müssen wir unbedingt erhalten", so Kahrs.
Quelle: Weser-Kurier